Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
G9: Müssen die Gymnasien jetzt anbauen?
Bildung Die Umstrukturierung kommt gut an. Aber es gibt auch große Herausforderungen
Das neunjährige Gymnasium in Bayern ist beschlossen. Auch in Augsburg hat es sich die Mehrheit gewünscht. In den kommenden Jahren kommt auf die Schulen nun aber eine Reihe von Änderungen zu. Dabei geht es um weit mehr als ein zusätzliches Jahr – es geht auch um einen größeren Raumbedarf.
Schulleiter Jürgen Denzel vom Maria-theresia-gymnasium stellt eine einfache Rechnung auf: „Ein zusätzlicher Jahrgang bedeutet vier zusätzliche Klassenzimmer.“Kein leichtes Unterfangen für die Augsburger Schulen: „Generell sind die öffentlichen Gymnasien in Augsburg in räumlicher Hinsicht voll ausgelastet. Die Rückkehr zum G9 wird somit an den meisten Standorten den Bedarf an zusätzlichen Klassenräumen zur Folge haben“, sagt Gerald Federle aus dem städtischen Bildungsreferat. Allerdings wird der Bedarf nicht sofort mit dem Einstieg in das neue Gymnasium zum Tragen kommen, sondern erst mit dem Durchlauf des ersten Jahrgangs – also mit Beginn des Schuljahres 2026/27. Bis dahin müssen Konzepte für die Gymnasien entwickelt werden. Federle: „Dies können beispielsweise Schulerweiterungen oder Limitierungen der Klassenzahlen sowie Umverteilung der Schüler an aufnahmefähige Standorte durch die staatliche Schulaufsicht sein.“
Raumbedarf gibt es am Mariatheresia-gymnasium (MTG) und am Peutinger-gymnasium heute schon. Denn bislang nutzten die Schulen Räume in der Alten Stadtbücherei. Weil der Freistaat im Zuge der Sanierung der Staats- und Stadtbibliothek die ehemalige Stadtbücherei abreißen will, benötigen die Gymnasien einen Ausgleich. Seitens der Stadt gibt es bereits Verhandlungen mit dem Freistaat, um für das MTG eine Lösung zu finden. Und auch am Peutinger tut sich was: „Die Hochbauverwaltung ist mit Planungen für einen Erweiterungsbau am Stammsitz betraut.“
Am Rudolf-diesel-gymnasium, das im Zuge des städtischen Schulsanierungsprogramms modernisiert wird und einen Erweiterungsbau erhält, wurde vorausschauend geplant. „Bei der Raumbedarfsplanung wurden die Auswirkungen der Mittelstufe Plus und somit der neunjährige Weg zum Gymnasium ohnehin berücksichtigt“, sagt Schulleiter Herbert Hofmann. In seinen Augen liegt die Herausforderung in der Umstrukturierung der bestehenden Klassenzimmer: Reichten im alten G9 kleine Zimmer für die Leistungskurse in der Oberstufe, werden nach dem künftigen System gewöhnliche Klassenzimmer benötigt. „Wir arbeiten an einem Konzept, wie wir aus sechs kleinen Räumen vier große Zimmer machen können.“In den vergangenen Jahren habe sich auch der Bedarf verändert. Gab es zu Zeiten des „alten“G9 einen Computerraum am Rudolf-diesel-gymnasium, so sind es heute drei. „Natur-technik-räume gab es damals gar nicht.“
Die wegen des G8 eingeführten Mensen und Cafeterien werden auch mit der Einführung des G9 weiter benötigt, sind sich Schulleiter und Bildungsreferat einig. „Wir brauchen sie für die nachmittägliche Schulkindbetreuung am Gymnasium. Gemäß erster Einschätzungen der Schulen ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage durch den Wegfall großer Teile des Nachmittagsunterrichts ansteigen wird“, sagt Federle. Außerdem bleiben auch die Ganztagsklassen bestehen, deren Schüler verpflegt werden wollen.
Was finanziell mit der Umstellung auf das neue bayerische Gymnasium auf die Stadt zukommen wird, ist noch nicht abzusehen. Federle: „Die Finanzierung obliegt in erster Linie dem Freistaat Bayern. Auswirkungen im Bereich des Baus und der Ausstattung sind nach Haltung der Kommunen und der kommunalen Spitzenverbände voll vom Freistaat Bayern zu refinanzieren.“Die Kosten für das Lehrpersonal an staatlichen Gymnasien würden ohnehin vom Freistaat getragen.
Für die kommunalen Gymnasien – Maria-theresia- und Jakob-fugger – rechnet das Bildungsreferat künftig mit einem zusätzlichen Lehrerbedarf. „Hierfür erhält die Stadt auf dem üblichen Weg der sogenannten Lehrpersonalkostenbezuschussung staatliche Ausgleichszahlungen. Diese decken die Personalkosten jedoch nur zu etwa 40 Prozent“, sagt Federle. »Kommentar