Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Shakespeare Rocker
Michael Bogdanov Der Regisseur starb 78-jährig
Hamburg/london Die Theaterwelt trauert um Michael Bogdanov: Der britische Regisseur ist an Ostern 78-jährig in Griechenland verstorben. Das bestätigte gestern der Intendant des Altonaer Theaters, Axel Schneider. Der international arbeitende Theatermann Bogdanov war einst Intendant am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und inszenierte jahrzehntelang auf verschiedenen Bühnen der Stadt.
Bogdanov machte sich vor allem mit modernen Shakespeare-inszenierungen einen Namen: So brausten Rocker auf Motorrädern über die Bühne. Nach Engagements als Produzent beim Fernsehen arbeitete er u. a. an der renommierten Royal Shakespeare Company und am Royal National Theatre in London. 1986 gründete Bogdanov zusammen mit dem Schauspieler Michael Pennington die English Shakespeare Company, mit der er die Welt bereiste. Für Shakespeares „Rosenkriegs“-zyklus erhielt er 1990 den bedeutenden Laurence Olivier Award. Als Opern-regisseur sorgte er mit der Welturaufführung von Stockhausens „Montag“aus dem „Licht“-zyklus an der Mailänder Scala für Aufsehen (1988).
Kritiker sahen sich durch Bogdanov in den 80er Jahren in einer Shakespeare-revolution. Während manche schwärmten, hagelte es von anderen Verrisse. Treffen konnten sich beide Parteien immerhin in der Aussage: Wenn Bogdanov Shakespeare macht, schläft keiner ein.
In Hamburg fand der international arbeitende Bogdanov seine zweite Heimat. Begonnen hatte seine Liebe zu der Stadt 1986, als er in der Zadek-ära mit „Julius Cäsar“sein Schauspielhausdebüt gab. 1989 wurde er Intendant an Deutschlands größter Sprechbühne. Obwohl er das Theater mit hohen Auslastungen und Publikumserfolgen wie „Romeo und Julia“beglückte, nahm er Ende 1991 vorzeitig seinen Hut. Zu seinen letzten Regie-arbeiten an der Alster gehörten Produktionen am Ohnsorg-theater, am St. Pauli Theater, an den Kammerspielen sowie im vergangenen Herbst noch „Don Quijote“am Altonaer Theater.