Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ja zum freien Sonntag
AVON MARCUS BÜRZLE uf den ersten Blick ist man der Spielverderber: Der, der den Händlern das Geschäft am Marktsonntag nicht gönnt. Der, der den Kunden den Einkaufsspaß raubt. Und der, der der Einkaufstadt eine wunderbare Werbemöglichkeit entzieht. Das ist eine ungemütliche Rolle. Doch wenn man sich die Sache von der anderen Seite betrachtet, wird es angenehmer.
Das große Einkaufsvergnügen am Sonntag – es geht nicht um einen Markt und ein paar umliegende Geschäfte, sondern die Innenstadt – berührt eine grundlegende Frage. Der Ausgangspunkt ist, dass der Sonntag der einzige verlässlich freie Tag für viele Menschen ist. Es gab und gibt natürlich Ausnahmen. Doch zunächst ist der siebte Tag der Woche erst einmal ein Tag der Ruhe. Das gilt nicht nur für die Angestellten im Einzelhandel, die vielleicht den Marktsonntag gerne mal mitnehmen. Nein, der Sonntag ist ein freier Tag für alle – auch für Einkäufer. Das mag nicht sonderlich populär klingen, aber dieser so altmodisch wirkende Tag schafft Freiraum für alles jenseits des Konsums: Zeit für die Familie, Zeit für Freunde, Zeit für Hobbys oder schlicht fürs Nichtstun.
In einer Zeit, in der beinahe jeder über Hektik, volle Tage, zugepackte Terminpläne und fehlende Verschnaufpausen klagt, bietet sich der Sonntag geradezu an, einen beschaulicheren Kontrapunkt zu setzen.