Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wo Industrie und Forschung eng verwoben sind
Wirtschaft Der Automobilzulieferer Faurecia setzt auf Carbon und entscheidet sich für eine Ansiedlung im Innovationspark. Das hat auch damit zu tun, dass nebenan die Universität ein Millionenprojekt errichtet
Es kommt nicht alle Tage vor, dass auf einem Podium zehn Personen sitzen, darunter fünf Professoren, zwei Politiker und ein französischer Manager. Sie sitzen zusammen, um nach außen einen Schulterschluss zu dokumentieren. Es soll ein Signal dafür sein, dass in der Wirtschaftsregion Augsburg Wirtschaft und Wissenschaft eng verzahnt sind. So geschehen am Montag in einem lichtdurchfluteten Raum im Technologiezentrum (TZA), das als Herzstück des Innovationsparks Augsburg bezeichnet wird.
Wer aus dem Fenster des 27 Millionen Euro teuren Neubaus schaut, der im April 2016 eröffnet wurde, sieht in nicht einmal 100 Meter Entfernung ein anderes Gebäude, das gegenwärtig errichtet wird. Die Eröffnung ist für November 2018 vorgesehen, die Kosten fallen noch ein wenig höher aus. 43,2 Millionen Euro werden in das Gebäude investiert, das künftig von der Universität genutzt wird. Es ist ein Institut mit dem nicht ganz einfachen Namen „Materials Resource Management“. Vereinfacht gesagt geht es darum, eine zukunftsweisende Strategie zu entwickeln, um den Ressourcenverbrauch zu minimieren.
Das Unigebäude ist noch Zukunftsmusik, wenngleich der Rohbau des dreigeschossigen Hauses steht. Deutlich greifbarer ist das, was im Technologiezentrum geschieht. Hier hat der französische Konzern Faurecia, der Automobilhersteller beliefert, am Montag bestätigt, was in unserer Zeitung bereits in der Vorwoche berichtet wurde. Faurecia wird Mieter im TZA und will an diesem Standort abseits des Firmengeländes die Forschung und Entwicklung ausbauen. Das hat Christophe Schmitt nun auch dahin konkretisiert, dass das Unternehmen sehr große Hoffnungen in den Innovationspark und des- sen TZA setzt. Man wolle mit akademischen, staatlichen und industriellen Partnern die eigene Position im Wettbewerb stärken: „Faurecia hat den Ehrgeiz, der führende Akteur für nachhaltige Mobilität zu werden.“Carbonfasern sind das entsprechende Material. Die von Schmitt angesprochene Partnerschaft wird bei der Besetzung des Podiums verständlich.
Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer vertritt den Freistaat Bayern, der den Innovationspark mit Millionenzuschüssen unterstützt hat. „Der Innovations- und Technologiepolitik kommt eine überragende Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit der bayerischen Unternehmen und des Wirtschaftsstandorts Augsburg zu“, sagt Symbolfoto: Annette Zoepf Pschierer. Insofern verknüpfe er den Einstieg von Faurecia im TZA mit hohen Erwartungen. Ähnlich bewertet Augsburgs Wirtschaftsreferentin Eva Weber die Ausgangslage. Ressourceneffizienz habe sich Faurecia auf die firmeneigenen Fahnen geschrieben, dieses Ziel verfolge auch die Stadt Augsburg mit ihrem Konzept für den Standort, „in dem längst eine lebendige Forschungslandschaft entstanden ist“. Nichts anderes habe der Innovationspark in Verbindung mit der räumlich nahe gelegenen Universität sich zum Ziel gemacht: „Universität und Hochschule sowie zahlreiche Institute und Projektgruppen kooperieren aufs Engste mit der Wirtschaft für eine effiziente und zukunftsfähige Weiterentwicklung des Produktionsstandorts Augsburg.“
Unter welchen räumlichen Voraussetzungen diese Zusammenarbeit künftig einmal ablaufen könne, erläutern Prof. Dr. Wolfgang Reif, Vizepräsident der Universität für
Eine Heimat für Wirtschaftsingenieure
Technologie und Innovation, sowie Prof. Dr. Siegfried Horn, Geschäftsführender Direktor des Mrm-instituts, bei einem Ortstermin am Neubau, der ab Ende 2018 Forschern und Studenten eine Heimat bieten werde. Hier sollen für zwei Studiengänge ideale Arbeitsbedingungen geschaffen werden, von denen Wirtschaftsingenieure und Ingenieur-informatiker profitieren. Die Forschung zielt auf die Themen „Materialen und Ressourcen“sowie „Produktion und Software“ab. Augsburg werde damit weiter „eine der am dynamischsten wachsenden Universitäten in Bayern bleiben“, prophezeit Vizepräsident Reif. Fakultätsübergreifende Netzwerke seien Baustein dieser Erfolgsgeschichte. »Wirtschaft Seite 6