Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
In dieser Suite geht es tief ins Gehirn
Gesundheit Neurochirurg erklärt, wie Hirntumore mit digitaler Technik und größter Präzision entfernt werden können
Stadtbergen Etwa 150 Patienten jährlich werden im Augsburger Klinikum in der „Brain Suite“operiert. Gemeint ist damit die modernste Form eines Eingriffs wegen eines Hirntumors. Während der Operation können Bilddaten erhoben, interaktiv in ein Computersystem eingegeben und auch im eingesetzten Operationsmikroskop verfügbar gemacht werden. Welche Möglichkeiten diese Technik eröffnet, dazu referiert der Oberarzt an der Neurochirurgischen Klinik, Heiko Müller, der nach eigenen Worten große Erfahrung mit solchen Operationen hat.
Um einen Hirntumor entfernen zu können, muss nach wie vor der Schädel eröffnet werden. Mithilfe der sogenannten Neuronavigation mittels Brain Suite können die Eingriffe jedoch nach Aussage von Müller minimalisiert und mit größerer Sicherheit durchgeführt werden. Der Operateur wird computerunterstützt zum Tumor geleitet, unscharfe Tumorgrenzen können besser sichtbar gemacht werden, und gesundes Gewebe wird geschont.
Schon seit Mitte der 1990er-jahre werden Operationen mit der Neuronavigation durchgeführt. Hierzu wurden bisher vor der OP erstellte Bilddaten genutzt. Nach Eröffnung des Schädels und Entfernen eines Teils des Hirntumors kam es dann aber zu leichten Massenverschiebungen des Gehirns, sodass die erforderliche Genauigkeit der Computerunterstützung teilweise nicht mehr gegeben war. Der Kopf des Patienten musste erneut durchleuchtet und er dann ein weiteres Mal operiert werden.
Nun kann man laut Müller während der Operation zu jedem beliebigen Zeitpunkt einen aktuellen Bilddatensatz erheben. Damit ist nach Einspielen in die Neuronavigation wieder eine millimetergenaue Führung der Instrumente möglich. Zusätzlich bietet die Brain Suite den Vorteil, dass man noch am offenen Schädel eine komplette Tumorentfernung dokumentieren beziehungsweise bei nachgewiesenem Resttumor die Resektion (also Entfernung von Tumorgewebe) komplettieren kann.
Als bildgebende Verfahren kommen bei der Brain Suite grundsätzlich die Magnetresonanztomografie (MRT) und die Computertomografie (CT) infrage. Im Klinikum Augsburg ist die Brain Suite mit einer CT ausgestattet, die im Gegensatz zu MRT auch die Anwendung in der hochpräzisen Wirbelsäulenchirurgie, beispielsweise bei Versteifungsoperationen, erlaubt.
Wie die Brain Suite technisch funktioniert, wird Müller im Vortrag ausführlich erläutern. Wie immer steht er anschließend für Fragen des Publikums zur Verfügung.
Vortrag Die Veranstaltung im Rah men der Ärztlichen Vortragsreihe der Kreisvolkshochschule findet am Montag, 22. Mai, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt. Eintritt: 5 Euro.