Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Retten, was zu retten ist
Als Hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland strömten, wollten der Freistaat und die Stadt Augsburg rasch handeln. In einem Sonderprogramm sollte schnellstmöglich günstiger Wohnraum geschaffen werden, vor allem auch für anerkannte Flüchtlinge, die es auf dem Wohnungsmarkt mit am schwersten haben. Fatal ist, dass diese Wohnungen ausgerechnet auf der Alten Flugplatzheide entstehen sollen. Sie ist mit ihrem Reichtum an seltenen Arten einzigartig in Augsburg.
Das Projekt war gut gemeint, aber es ist schlecht gemacht. Nicht nur Naturschützern, auch vielen Augsburger Bürgern liegt die Rettung der Heide am Herzen. Etliche Stadträte sind heute nicht mehr glücklich mit der Bebauung an dieser Stelle, ebenso ein Teil der Stadtregierung. Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD) hatte dem Freistaat noch eine Grundstücksalternative angeboten. Vergeblich.
Wenn man etwas aus diesem Streitfall lernen kann, dann eines: Auch in Krisen sollten Politiker Schnellschüsse vermeiden und mit kühlem Kopf nach besseren Alternativen suchen. Bei der Flugplatzheide sind nun aber alle Weichen vom Freistaat gestellt. An der Teilbebauung ist nicht mehr zu rütteln. Alle Kräfte sollten sich jetzt darauf richten, im Umfeld der Wohnbebauung möglichst große Naturflächen unter Schutz zu stellen. Ob seltene Wildtiere und Pflanzen in enger Nachbarschaft zu Anwohnern überleben werden, ist ungewiss. Einen Versuch ist es wert. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) muss jetzt Lösungen aufzeigen, um zu retten, was noch zu retten ist.