Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
MAN will einen Elektro Lkw bauen
Hauptversammlung Der Münchner Lastwagen- und Maschinenbauer rüstet sich für die Zukunft. In der für Augsburg wichtigen Sparte Diesel & Turbo war die Situation zuletzt schwierig. Nun sieht Konzernchef Joachim Drees Lichtblicke
München Da steht er, der Lack schimmert hellgrün. Das Fahrzeug, das die Aktionäre auf der Manhauptversammlung bestaunen konnten, sieht aus wie ein normaler mittelgroßer Lastwagen. Statt mit einem klassischen Dieselaggregat fährt er aber elektrisch, etruck hat MAN die Maschine getauft. Sie ist ein Teil der Produkte, mit denen der Konzern in die Zukunft gehen will. „Die Nachfrage nach emissionsfreien Antriebslösungen steigt“, sagte MAN-CHEF Joachim Drees vor rund 800 Besuchern im „Truck Forum“nahe des Werks in München.
Noch ist der elektrische Lkw ein Konzeptfahrzeug, bald soll er aber den Weg auf die Straße finden. Ab Ende dieses Jahres werden neun österreichische Unternehmen den Elektro-lkw fahren. Große Distanzen sollen die Fahrzeuge nicht zurücklegen, das bleibt weiter den Diesel-lastern vorbehalten. Sie seien aber ideal für den Stadtverkehr und die Belieferung von Supermärkten. Eine Kleinserie von rund 250 Fahrzeugen gehe Ende 2018 an den Start, die Serienfertigung soll 2021 beginnen. Einen Preis nennt das Unternehmen noch nicht. Auch bei Bussen geht man diesen Weg: „Bereits 2018 werden Sie zu 100 Prozent elektrisch angetriebene Stadtbusse von MAN auf der Straße sehen“, sagte Drees. Er konnte den Aktionären gute Zahlen darlegen.
Obwohl sich der Umsatz der Gruppe kaum änderte, stieg das operative Ergebnis 2016 deutlich – auf 204 Millionen Euro. Pro Aktie zahlt MAN jetzt 3,07 Euro aus. Eine große Belastung war zuletzt das Lkw-geschäft in Lateinamerika. In Brasilien sei der Nutzfahrzeugmarkt DOW JONES aufgrund der Wirtschaftskrise um 70 Prozent zurückgegangen, berichtete Drees. Langsam ist MAN aber auch in Brasilien wieder zuversichtlicher. Und auch in Europa läuft das Geschäft besser.
Für dieses Jahr erwartet Drees, dass im Nutzfahrzeugbereich Absatz und Umsatz „spürbar steigen“, auch der Umsatz der ganzen Mangruppe soll „leicht über Vorjahresniveau liegen“, Ergebnis und Rendite sogar „deutlich“.
Nicht ganz leicht ist die Situation aber für die Augsburger Tochter MAN Diesel & Turbo, die Schiffsund Kraftwerksmotoren, aber auch Geräte für die Öl- und Gasförderung fertigt. Hier verschlechterte sich die Marktsituation für große Schiffsmotoren und Turbomaschinen weiter, berichtete Drees. „Überkapazitäten und niedrige Transportraten drückten auf die Nachfrage im Segment Handelsschiffe.“Auf den Meeren sind einfach zu viele Frachter unterwegs. Der niedrige Ölpreis hemmt zudem die Investitionsbereitschaft der Ölund Gas-förderer. MAN Diesel & Turbo baut in Deutschland wie berichtet 600 Stellen ab, davon 140 in Augsburg, wo rund 4000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die Lage scheint sich so schnell nicht zu bessern: Es gebe noch immer deutliche Überkapazitäten bei den Handelsschiffen. Das Niveau der Boomjahre 2013/14 werde man „erst mittelfristig wieder erwarten können“. Diesel & Turbo wies 2016 ein Minus von 29 Millionen Euro aus.
Drees sieht für die Augsburger Man-sparte aber auch Lichtblicke: „Kreuzfahrtschiffe fangen die Rückgänge zum Teil auf“, sagte er. Gut entwickelt sich der Bereich der Kraftwerke: „Die Nachfrage nach Energielösungen in Entwicklungsund Schwellenländern nahm im Laufe des Jahres weiter zu.“Stolz ist man auch, ein Gas-kraftwerk in Stuttgart gebaut zu haben. Es löst ein altes Kohlekraftwerk ab und soll bis zu 60 000 Tonnen des Klimagases CO2 einsparen, wenn es 2018 in Betrieb geht.
Stabilität verlieh MAN auch der Augsburger Getriebespezialist Renk, der 67 Millionen Euro zum Ergebnis beisteuerte. Für Diesel & Turbo und Renk zusammen erwartet MAN dieses Jahr Neuaufträge auf dem Niveau des Vorjahres. „Der Umsatz wird nach den niedrigen Auftragseingängen der Vorjahre aber deutlich unter dem Wert von 2016 liegen“, warnte Drees.
Der Man-konzern hat zuletzt einen Umbruch erlebt: Volkswagen, der größte Anteilseigner, hat die Lkw-marken MAN und Scania unter dem Dach der Volkswagen Truck & Bus Gmbh gebündelt. Die Verwaltung in München ist kräftig gestutzt worden. Trotz all dem muss für die Man-aktionäre die Hauptversammlung abgehalten werden. Joachim Drees ist heute zugleich Chef von MAN Truck & Bus und der gesamten Man-aktiengesellschaft.
Aber passt der Augsburger Großmotorenbau da noch zu den Pkws und Lkws aus dem Vw-konzern? „Steht Diesel & Turbo doch zum Verkauf?“, fragte Ines Straubinger von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Frage treibt Aktionärsvertreter seit einigen Jahren um. „Aktuell beschäftigen wir uns nicht mit dem Verkauf des Bereichs Power Engineering“, versicherte Drees. Auch eine Änderung der Anteile an Renk sei nicht vorgesehen.