Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Zählung der Großen Abendsegler
Natur Warum sich selbst Fachleute schwertun, den Fledermäusen auf die Spur zu kommen
Seine Flügel haben eine Spannweite von über 40 Zentimentern. Damit ist der Große Abendsegler eine der größten heimischen Fledermausarten. Doch auch wenn er groß ist, und damit gut zu beobachten, tun sich selbst Fachleute schwer, diese Fledermäuse zu zählen. Die Initiative „Fledermausschutz“hat es in Augsburg gerade wieder versucht.
Fledermäuse zählen zu den streng geschützten heimischen Arten. Sie führen aber ein eher geheimnisvolles nächtliches Leben. Viele ihrer Gewohnheiten sind wissenschaftlich noch wenig untersucht. Für den Naturschutz ist es aber sehr wichtig, einen Überblick zu bekommen, wie sich die Populationen entwickeln. Deshalb werden regelmäßig Zählungen durchgeführt, in der Regel Ende April. „In diesem Jahr war die Zählung sehr spät“, sagt Claudia Weißschädel vom Fledermausschutz. Weil das Wetter lange kalt war, seien die Großen Abendsegler lange nicht aus ihren Winterquartieren ausgeschwärmt. Im Mai haben sich Spezialisten verschiedener Vereine aber erfolgreich auf die Lauer gelegt. In der Dämmerung beobachteten sie rund die Hälfte der bekannten Augsburger Quartiere. Dort kamen sie auf rund 240 Große Abendsegler. Im Vergleich mit früheren Zählungen geht Weißschädel davon aus, dass die Population relativ stabil geblieben ist. Experten vermuten insgesamt weit mehr als 400 Große Abendsegler in der Stadt.
Bekannt ist eine große Kolonie im Theater Augsburg, weitere große Winterquartiere gibt es in einigen Hochhäusern in Lechhausen und Hochzoll. „Am häufigsten leben die Großen Abendsegler aber in Baumhöhlen“, sagt Weißschädel. Und genau das ist ein Problem für die Fledermausschützer. Oft wissen sie nicht, in welchen Bäumen genau die Fledermäuse wohnen. Deshalb hoffen sie nun auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Wer Fledermäuse sieht, soll dies bei der Initiative Fledermausschutz oder bei der Stadt melden. „Dass die Quartiere bekannt sind, ist wichtig für die Baumpflege oder für die Entscheidung darüber, ob ein Baum gefällt werden darf“, sagt Weißschädel.
Abendsegler sind auch für Laien gut zu erkennen. Sie brechen bei Sonnenuntergang oder kurz danach aus ihren Quartieren auf, um mit spektakulären Sturzflügen nach Insekten zu jagen. Bei gutem Wetter sind sie beispielsweise an Wertach und Lech unterwegs. Ab Mitte Mai nimmt die Zahl der Abendsegler in Augsburg, saisonal bedingt, wieder ab. Ein Großteil der Tiere, die in Bayern überwintert haben, zieht vor allem in Richtung Nordeuropa. Dort haben sie ihre Sommerlebensräume. Die Weibchen bringen dort ihre Jungen zur Welt, bevor sie sich ab August wieder auf den Rückweg in Richtung Süden machen. Die Männchen bleiben zum Teil das ganze Jahr über in Bayern. Zwischen den Sommer- und Winterquartieren können die Großen Abendsegler maximal eine Strecke von etwa 1600 Kilometern zurücklegen.
Information Wer Große Abendsegler beobachtet, kann dies melden unter www.fledermausschutz augsburg.de oder bei der Unteren Naturschutzbehörde Augsburg, Telefon 0821/3246044. Nötig ist eine genaue Standortbeschreibung oder die Baumnummer.