Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Augsburgs älteste Buchhandlung wird verkauft
Handel Der Besitzer fand keinen Nachfolger für die „Schlosser’sche“. Was das nun für die Mitarbeiter bedeutet
Buchhändler Till Herwig teilt ein Schicksal, das viele Geschäftsmänner trifft: Er findet für sein Unternehmen, zu dem auch die Schlosser’sche Buchhandlung gehört, keinen Nachfolger. Deshalb hat er sich dazu entschlossen, das Buchhandelsunternehmen Herwig mit Sitz in Göppingen, zu dem auch die fast 300 Jahre alte Buchhandlung in der Annastraße gehört, zu verkaufen.
Das Hauptunternehmen geht an Osiander aus Tübingen, die Tochter Schlosser’sche Buchhandlung übernehmen zum September Bianca Kölbl und ihr Mann Stefan Müller- Kölbl. Sie sind in Augsburg keine Neulinge, haben sie doch Anfang 2016 bereits die Schmid’sche Buchhandlung in der Katharinengasse übernommen. In München betreiben sie die Buchhandlung Biazza – Medienbeschaffung international.
Dass sie in Augsburg zum Zug gekommen sind und nicht der Buchhändler Osiander, hängt unter anderem mit dem Angebot der Schlosser’schen zusammen, das nicht zu Osiander und dessen Ausrichtung gepasst hätte. Weiteres Kriterium beim Verkauf aller Unternehmensteile war es, den Fortbestand des Unternehmens und aller Arbeitsplätze zu sichern. „Das ist uns ge- lungen. Es bleiben alle Arbeitsplätze erhalten und auch der Name Schlosser’sche Buchhandlung ändert sich nicht“, so Herwig. Das Ehepaar Kölbl kündigte an, die Buchhandlung behutsam modernisieren und so „ein Stück Augsburg erhalten“zu wollen. Im besten Falle merke der Kunde nichts vom Besitzerwechsel, sagt Herwig.
Für ihn ist der Verkauf der Buchhandlung samt ihrer Augsburger Tochter dafür ein weitreichenderer Schritt. „Rein rational ist es die einzig richtige Entscheidung“, sagt er. Einen fremden Geschäftsführer habe er nie in Betracht gezogen. „Da wäre die Verantwortung bei mir geblieben. nicht.“
Dass seine beiden Kinder nicht ins Unternehmen einsteigen wollten, kann er gut akzeptieren. „Meine Frau und ich haben den Kindern immer vermittelt, dass sie ihren eigenen Weg gehen sollen. Mein Sohn ist Wirtschaftsinformatiker, meine Tochter studiert Medizin. Das ist für mich in Ordnung“, sagt er. Emotional sei der Abschied dagegen viel schwieriger.
Das Buchhandelsunternehmen Herwig führte Till Herwig in vierter Generation. „Da tut es, zugegeben, schon weh, eine solche Entscheidung zu treffen. Die Buchhandlung Das wollte ich ist für mich mit vielen Geschichten und Erinnerungen verbunden“, erzählt er.
Auch die Schlosser’sche Buchhandlung in Augsburg ist für Herwig von besonderer Bedeutung. Als er sie 1993 übernommen hat, sei sie ein Sanierungsfall gewesen. Schritt für Schritt habe er dann erhebliche Mittel investiert, um die traditionsreiche Einrichtung inhaltlich wie wirtschaftlich zu stabilisieren.
Dank des Engagements der langjährigen Mitarbeiter und eines Verzichts auf restliche Forderungen könne er die Schlosser’sche nun schuldenfrei an das Ehepaar Kölbl übergeben.