Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn die Party aus dem Ruder läuft
Im Sommer wird in der Stadt gefeiert. Viele Anwohner reagieren genervt und rufen die Polizei. Wo städtische Ordnungskräfte bei Ruhestörungen im Einsatz sind und welche Rolle die Kneipenszene spielt
Es war eine Veranstaltung, die vor allem am Eröffnungsabend für Anrufe verärgerter Anwohner bei der Polizei sorgte: Die Menschen fühlten sich an jenem 15. Juni durch das Jugendfestival Modular massiv gestört. Die Musik war damals auch in weiter entfernten Stadtteilen noch zu hören. „Zu laut“, urteilten viele Augsburger. Und Modular ist nur ein Beispiel für das Lärmproblem: Wenn es aus Sicht von Nachbarn zu später Stunde bei privaten Festen zu laut wird, bekommt die Polizei dies auch zu hören.
Ruhestörungen sind gerade in den Sommermonaten gang und gäbe. Je lauer die Nächte, desto lauter die Gäste. Diese Erfahrung macht auch der städtische Ordnungsdienst, wenn er aufgrund von Beschwerden unterwegs ist. Die städtischen Mitarbeiter sind in der Regel losgelöst von akuten Anwohnerklagen auf Kontrollgängen, um für Ruhe an belebten Plätzen in der Innenstadt oder an Wertach und Lech zu sorgen. Die Polizei dagegen rückt immer zeitnah aus, wenn es zu Klagen kommt.
Von 1. Juni bis Mitte August wurden bei der Einsatzzentrale der Polizei 1240 Ruhestörungen gemeldet, sagt Polizeisprecher Siegfried Hartmann. Er relativiert diese Zahl insofern, dass oft mehrere genervte Anwohner unmittelbar hintereinander oder gleichzeitig bei der Polizei anrufen. Dies gelte speziell dann, wenn es bei Großveranstaltungen, Schul- und Vereinsfeiern besonders laut zugehe. Geschätzt dürften es in dem genannten Zeitraum damit wohl rund 1000 Einzelfälle gewesen sein. Diese Zahl bewege sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs. Allerdings gelte, dass nicht alle Vorgänge, die als Ruhestörung gemeldet werden, auch tatsächlich Ruhestörungen sind. Vor Ort stellten die Beamten oft fest, dass es sich viel eher um einen Streit, Randale oder eine Schlägerei handelt.
Schwerpunkte, an denen es besonders viele Ruhestörungen gibt, konnte die Polizei in ihrer Auswertung nicht feststellen. Die Einsätze seien analog der Vorjahre über das ganze Stadtgebiet verteilt. Es habe sich auch nichts daran geändert, dass häufig gastronomische Betriebe mit Lärmbeschwerden konfrontiert seien, sagt Hartmann. Da gehe es um offen stehende Fenster und Gäste, die sich laut vor dem Lokal unterhalten. Polizeisprecher Hartmann verweist darauf, dass viele Wirte um gerade diese Form der Klagen wissen und entsprechend frühzeitig darauf hinwirken, den Lärm nicht ausufern lassen. „Die deutliche Mehrzahl der Ruhestörungen geht eindeutig von Privatanwesen aus“, sagt Hartmann.
Die Polizei tut sich schwer, mit verlässlichem Zahlenmaterial zu operieren. Dies betrifft laut Hartmann auch die Einschätzung, von welcher Tragweite die gemeldeten Ruhestörungen waren: Zum Teil konnte die Polizei keine Probleme mehr feststellen, als sie am Einsatzort ankam. „Offenbar hatte sich die Ursache der Ruhestörung bereits von selbst erledigt“, sagt Hartmann.
Oftmals reiche schon die Anwesenheit der Polizei, um vor Ort für mehr Ruhe zu sorgen. Hartmann kennt aber auch die weniger erfreulichen Fälle, deren Folgen die Krakeeler dann auch zu spüren bekommen: „In einigen Fällen waren die Angetroffenen derart unbelehrbar, dass man sie in den Polizeiarrest bringen musste, um weitere Straftaten zu unterbinden“. Das sind auch Delikte, die wegen Körperverletzungen und Beleidigungen angezeigt werden.
Hartmann: „Generell kann man feststellen: Je mehr Alkohol im Spiel ist, umso unzugänglicher und unbelehrbarer sind die Beteiligten“. In den überwiegenden Fällen genüge jedoch ein einmaliges Erscheinen der Polizei, um den Lärm zu unterbinden. Mitunter führe der Weg die Polizei sogar mehrfach in einer Nacht zu den Orten, an denen ausgiebig gefeiert werde.
Bei der Stadt sieht man durchaus eine räumliche Konzentration, was die Beschwerden betrifft. Laut Ordnungsreferent Dirk Wurm haben die von der Stadt aufgenommenen Beschwerden für den Bereich der Innenstadt vorübergehend zugenommen. Die Kontrollen zeigten aus Sicht des Referenten aber Wirkung: „Durch die starke Präsenz des Ordnungsdienstes als eine Maßnahme hat sich die Situation deutlich entspannt, insbesondere am Rathausplatz, Elias-holl-platz und am Königsplatz“. Ganz unterbinden lasse sich der Lärm an manchen Orten jedoch nicht. „Spielplätze an der Reese-kaserne, im Sheridan-park und auch in der Innenstadt sind
Stellen, an denen es vor allem in den Abendstunden zu Ruhestörungen und verstärktem Alkoholkonsum kommt.“Nach Einschätzung des Ordnungsdienstes waren Ruhestörungen am Lech beziehungsweise an der Wertach zur Zeit der Abiturfeiern intensiv: „Generell sind bei schönem Wetter die Naherholungsgebiete wie Kuhsee oder Autobahnsee stark frequentiert, sodass es auch in den Abendstunden immer wieder zu Beschwerden kam“.
Laufen Beschwerden ein, wird an den genannten Stellen kontrolliert. Dies habe dafür gesorgt, sagt Wurm, dass der Ordnungsdienst personell an seine Grenzen gestoßen sei: „Daher ist es folgerichtig, dass ab dem Jahr 2018 die Mitarbeiterzahl von aktuell 18 auf 21 aufgestockt wird“. »Kommentar