Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Herbst und Winter tragen dieses Jahr Karos
Glencheck, Tartan, oder Pepita: Warum karierte Muster kommende Saison in allen Varianten ein Comeback als absolutes Modemuss feiern
Es steht außer Frage: Gemusterte Kleidungsstücke bleiben stark im Trend. Und unter den Mustern, an denen modebewusste Frauen in der Herbst-saison nicht herumkommen, stehen Karos ganz oben, sind geradezu ein Muss. Das hat allerdings nur bedingt damit zu tun, dass die unterschiedlichen Varianten der Vierecke besonders gut auf winterlichen Stoffen zur Geltung kommen. Derzeit gibt es in vielen Bereichen des Lebens und der Produktentwicklung eine Rückbesinnung auf Altes und Traditionelles.
Auch hier: „Karomuster haben immer auch mit Heritage zu tun. Übersetzt bedeutet dieser Begriff nichts anderes als Erbe – und gemeint sind damit Mode-tendenzen mit Geschichte“, erklärt der Chef des Deutschen Mode-instituts Gerd Müller-thomkins.
Der älteste Stoff mit diesem Muster wurde bereits vor 4000 Jahren gefunden – nicht etwa in schottischen Gräbern auf Kilts der Highland-clans, sondern bei Mumien in China. Aus dem Modeherbst ist Karo nicht mehr wegzudenken – und das in vielen Varianten.
Der Name Schottenkaro ist eigentlich selbsterklärend. Dieses Muster wird auch „Tartan“genannt und entsteht beim Verweben unterschiedlich farbiger Fäden. Oft sind Stücke mit Schottenkaro aus Wolle oder sogar Tweed. Auch das traditionelle Glencheck-muster setzt sich aus mehreren Farben zusammen, bei denen sich die einzelnen Felder im Ton jedoch unterscheiden. Glencheck wird oft mit dem Prince-of-wales-karo verwechselt. Aber dieses zeichnet sich dadurch aus, dass über dem Grundkaro ein sogenanntes Überkaro verläuft.
Genauso leicht verwechseln lassen sich auch Pepita und Hahnentritt – wobei diese Karos sich gar nicht mal so ähnlich sehen. Die Verwechslung liegt wohl eher daran, dass beide Dessins oft in Schwarz und Weiß auftauchen. Dabei ist Hahnentritt eigentlich gar kein klassisches Karo: Das Muster, auch Pied-de-poule“genannt, hat an den Ecken der Karos kleine Verlängerungen, die das ganze Muster so aussehen lassen, als habe ein Hahn seine typischen Abdrücke darauf hinterlassen.
Das Pepitamuster dagegen bildet tatsächlich klar abgegrenzte Karos, wenn auch im Kleinformat: Die Größe der einzelnen Karos liegt bei einem Zentimeter.
In der Mode der anstehenden kalten Jahreszeit sind alle Varianten gleichermaßen angesagt. „Vor allem aber die traditionellen Schottenmuster, die jetzt aber auch mit anderen Karovarianten kombiniert werden“, erklärt Stylistin Ritchie Karkowski. „Diese Kombination funktioniert besonders dann gut, wenn die unterschiedlichen Muster sich in einer Farbwelt bewegen.“Sonst sei der Stoff zu bunt und wirke unstrukturiert. Eine andere Möglichkeit ist für die Modeexpertin, Karo mit unauffälligen Nude-tönen zu tragen. Oder auch das exakte Gegenteil. „Auch Karos mit Uni-stücken in leuchtenden Farben machen in der kommenden Saison Furore“, sagt Stylistin Karkowski.
Neben den bunten Karos sind vor allem die konsequenten Schwarzweiß-muster ein Trend. In der Kombination sollten aber die Accessoires oder Beistücke andere Farben tragen, zum Beispiel Stiefel in knalligem Rot. Dafür, dass Karos nicht allzu konservativ wirken, sorgt ebenfalls die Kombination. „So sieht man einen klassischen Glencheckrock jetzt mit Tennissocken und High Heels“, sagt die Starnberger Typberaterin Lydia Maier.
Sie rät, das Muster auf den Typ abzustimmen. „Großflächige Karos sehen bei großen Frauen nun mal am besten aus, während sie kleine, zierliche Frauen quasi erdrücken.“Doch Maier empfiehlt: „Wer kantige Schultern oder ein kantiges Gesicht hat, sollte auf Karos bei Oberteilen verzichten. Das verstärkt diese Wirkung nämlich.“Anders sehe das bei Frauen mit einem ovalen oder runden Gesicht aus: „Für sie wird das Karo im Oberteil sogar ein schöner Kontrast.“