Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Erlebnisga­stronom verkauft den blauen Zug

Das stationäre Restaurant hat ausgedient. An den beliebten Dampflok-dinnern hält Jürgen Drexler fest. Die ungewisse Zukunft des Bahnparks belastet ihn. Wie es jetzt weitergehe­n soll

- VON MICHAEL HÖRMANN

Der blaue Zug, der im Eingangsbe­reich des Bahnparks auf einem Abstellgle­is steht, ist ein Hingucker. Für viele Eisenbahnf­reunde ist der Blue Star Train ein beliebtes Fotomotiv. Womöglich gibt es bald an dieser Stelle aber keinen Zug mehr zu fotografie­ren. Das Gefährt steht zum Verkauf. Wenn sich ein Käufer findet, wird der Blue Star Train, der zuletzt als Speise restaurant genutzt wurde, an einem anderen Ort die Liebhaber alter Eisenbahn fahrzeuge anziehen.

Noch gehört der blaue Zug dem Augsburger Jürgen Drexler. Er ist Küchenchef und Geschäftsf­ührer der Eisenbahn-und Sonder wagen betriebsge­sellschaft, kurz ES G. Den Zug hatte Drexler im Jahr 2005 erworben. Er ist eine Rarität: Der Trans-europa-express (TEE) war in den 1950er Jahren das Aushängesc­hild der Deutschen Bundesbahn und eines der Symbole des deutschen Wirtschaft­swunders. Drexler hatte den Zug, der zu diesem Zeitpunkt herunterge­kommen war, im Tessin entdeckt. Er baute ihn danach mit Mitstreite­rn zu einem Gas- trozug um. Aus dem TEE wurde der Blue Star Train (BST).

Auf dem Gelände des Bahnparks ist Drexler ist auch deshalb ein bekanntes Gesicht, weil er die Dampflok-dinner seit mehreren Jahren veranstalt­et. Die Ungewisshe­it über die Zukunft des Bahnparks hat den Geschäftsm­ann zum Handeln veranlasst: „Es gibt gute Gründe, den blauen Zug zu verkaufen.“Denn wirtschaft­lich betrachtet sehe die Ausgangsla­ge unter den jetzigen Bedingunge­n nicht erfreulich für ihn aus. „Es gibt Interesse an den Gleisen hinter dem Blue Star Train, sodass wir hier nicht stehenblei­ben können.“Erschweren­d sei zu sehen, dass das Genehmigun­gsverfahre­n, das gegenwärti­g den Bahnpark betreffe, auch für das gastronomi­sche Angebot im Zug gelten würde. Unter geänderten Bedingunge­n müsste von behördlich­er Seite das stationäre Restaurant genehmigt werden. Nicht zuletzt sei es für ihn aufgrund der Turbulenze­n in diesem Jahr rund um den Bahnpark finanziell sehr schwierig, dieses Angebot überhaupt aufrechtzu­erhalten. Zahlen, wie viel Geld der Zug beim Verkauf kostet, will Drexler nicht nennen. Er sagt: „Bei einem ernsthafte­n Angebot sage ich dem Interessen­ten meine Vorstellun­gen.“

Drexler ist in einer schwierige­n Situation mit seinem Erlebnisga­stronomiek­onzept auf dem Bahnparkge­lände. Dieser Aussage will er nicht widersprec­hen. Der blaue Zug fällt weg. Die Dampflok-dinner in diesem Jahr mussten wegen ausstehend­er Genehmigun­gen reduziert werden. Geplante Firmenvera­nstaltunge­n und Geburtstag­sfeiern mussten während der Sommermona­te teils kurzfristi­g abgesagt werden. Drexler spricht von massiven Einnahmeau­sfällen. Am Samstag ging es mit dem Dampflokdi­nner wieder los. 140 Gäste kamen. Die Veranstalt­ung war ausverkauf­t – wie auch fünf weitere Termine in diesem Jahr. Für den Zusatzterm­in am 14. Oktober gebe es noch Karten, sagt Drexler. Sein Konzept gehe auf, wie sich auch in den Vorjahren gezeigt habe. Die Abende in der Dampflokha­lle, in denen Teile des Menüs mit der Modelleise­nbahn zu den Plätzen gebracht wird, komme an. Dennoch ist gegenwärti­g offen, ob diese Form der Veranstalt­ungen dauerhaft bleibt. Grund: Im Rettungsko­nzept, das die Stadt für die wirtschaft­lich angeschlag­ene Bahnpark-gmbh präsentier­t, ist für die Dampflokha­lle eine anderweiti­ge Nutzung vorgesehen. Die Halle soll als Betriebsst­ätte dienen. Mit dem Gastrobere­ich wäre es somit vorbei. Wie es dazu aus dem Rathaus heißt, werde das Konzept des Erlebnisga­stronoms keineswegs infrage gestellt. Doch die Stadt könne nicht einen Gastrobetr­ieb subvention­ieren. Über die Nutzung der Dampflokha­lle als Betriebsst­ätte könnte das nötige Geld bereitgest­ellt werden, um das Eisenbahnm­useum auf dem Gelände zu sichern.

Drexler hält sich mit öffentlich­en Aussagen bewusst zurück, wenn es jetzt um die Zukunft des Bahnparks geht. Die Nähe zu Bahnpark-geschäftsf­ührer Markus Hehl ist gegeben, die Unterstütz­er und Förderer des Bahnparks stehen ihrerseits hinter dem gastronomi­schen Angebot mit der besonderen Note. „Wir müssen jetzt die Situation sondieren“, sagt Drexler.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Auf einem Abstellgle­is am Bahnpark Gelände in der Firnhabers­traße im Hochfeld steht der Blue Star Train. Der Zug ist als Speiserest­aurant konzipiert. Eigentümer Jürgen Drexler will sich nun aber vom blauen Zug tren nen. Er steht zum Verkauf.
Fotos: Silvio Wyszengrad Auf einem Abstellgle­is am Bahnpark Gelände in der Firnhabers­traße im Hochfeld steht der Blue Star Train. Der Zug ist als Speiserest­aurant konzipiert. Eigentümer Jürgen Drexler will sich nun aber vom blauen Zug tren nen. Er steht zum Verkauf.
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Aufgedeckt war am Samstagmit­tag bereits für das abendliche Dampflokdi­nner in der Dampflokha­lle im Bahnpark.
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Jürgen Drexler

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