Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mysterium! Und dann die Prärie
30 Minuten mit Orgel und Flügelhorn
Varianten der Besetzung machen „30 Minuten Musik“immer wieder zu stilistischen Rundreisen. In ev. St. Ulrich führte Johannes Steber, begleitet von Regina Steinhardt, den Charakter des Flügelhorns mit einem auf das Instrument zugeschnittenen Programm vor.
Im ersten Teil wurde sein Timbre in spiritueller und klassisch-romantischer Aura zum Klingen gebracht. Durch das konische Rohr und spezielle Ventilvorrichtungen ist sein Klang wärmer als der seines Cousins Trompete. Steber wusste dies zu nutzen mit Bachs „Air“. Er zelebrierte sie mit samtenem Melos, geschmeidig in Ansatz und Atem. Das oft zu allerlei besinnlichen Anlässen gespielte Stück hörte man mit schöner Sachlichkeit und nahm gerade deswegen jedwedes vielstrapazierte Pathos heraus – ein feines Mysterium. So waren das Andante aus Haydns Trompetenkonzert wie auch Mendelssohns „O for he Wings of a Dove“entschlackte, schimmernde Klangperlen. Regina Steinhardt stellte solistisch mit Buxtehudes Präludium D-dur ihr Können unter Beweis.
Johannes Steber improvisierte über den Choral „Wer nur den lieben Gott läßt walten“, in dem er seinem Instrument abermals zu charismatischen Momenten verhalf. Doch mit zwei eigenen Werken verließen er und seine Begleiterin die eher spirituelle Bühne. „Fluentliy“strömt in lebhaften Klangwellen, doch in der „Ballade“begibt sich Johannes Steber, im übrigen Sekretär von Bischof Zdarsa, in ein anderes Milieu. Man glaubt sich in die Prärie versetzt; als Filmmusik würde das Stück überzeugend einen „Lonesome Rider“in den Sonnenuntergang begleiten ... Das zahlreiche Publikum ging herzlich mit. (me)