Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mit der Violine auf Erfolgskurs
Sarah Christian aus Augsburg beim ARD- Wettbewerb
München Eigentlich gehören Werke Mozarts an das Ende eines Wettbewerbs. Seine Musik verlangt alles und beschönigt nichts. Jede Unsauberkeit, jede musikalische Blässe legt sie bloß. Beim diesjährigen ARD- Musikwettbewerb stehen in drei der vier Kategorien Konzerte von Mozart jedoch an vorletzter Stelle. Im Semifinale am vergangenen Sonntag im Konzertsaal der Musikhochschule München etwa mussten sechs junge hochbegabte Geiger ein Violinkonzert von Mozart interpretieren und zugleich das Münchner Kammerorchester leiten.
Darunter auch die aus Augsburg stammende Violinistin Sarah Christian. Als sie nach der Orchesterintroduktion im Violinkonzert in A-dur ansetzte, war bereits in dieser kurzen Stille eine starke Spannung zu spüren. Die 28-Jährige spielte mit Charisma und beseeltem, kantablem Ton, mit sauberen Spitzentönen und reduziertem Vibrato. Ihre Mozartinterpretation berührte, und zum Schluss ihres Vortrags gab es Jubel im Publikum.
Der internationale Musikwettbewerb der ARD in München ist einer der weltweit renommiertesten Wettbewerbe der klassischen Musik. Sich hier in die vorderen Ränge zu spielen, schmückt jede Laufbahn, eine Vielzahl berühmter Instrumental- und Gesangssolisten gehört zu den Preisträgern des Wettbewerbs. Allein schon hier anzutreten, ist eine Auszeichnung und fordert bereits den voll ausgebildeten Musiker. Und so kann auch Sarah Christian bereits auf eine steile Karriere zurückblicken, gehört sie doch seit
2013 1. Konzertmeisterin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Im Frühjahr hat sie ihre erste CD mit Kammermusik vorgelegt.
Mit ihrem Auftritt am Sonntag hat es die Geigerin jedenfalls ins Finale des Wettbewerbs geschafft. Gegen wen wird sie sich dort behaupten müssen? Da ist zum einen der
23-jährige italienische Kandidat Andrea Obiso. Im Semifinale punktete er mit charmantem und geradlinigem, dabei geschmackvollem Stil und ebensolchem, wenn auch anfangs etwas druckvollem Ton. Ins Finale gelangte zudem die 27-jährige Kristine Balanas aus Lettland, die ebenfalls mit facettenreicher Gestaltung überzeugte, allerdings etwas zu viel Vibrato einsetzte.
Mit dem Münchner Kammerorchester musizierten die Semifinalisten die Mozart-konzerte ohne Dirigent. So wurde von den Solisten die Fähigkeit verlangt, mit dem Orchester als primus inter pares in einen musikalischen Dialog zu treten. Im Anschluss an die Violinkonzerte spielten die Kandidaten eine Auftragskomposition von Avner Dorman. „For Violin“verlangt technische Bravour ebenso wie enorme Musikalität und polyphones Hören. Sarah Christian faszinierte insbesondere mit meisterlicher Mehrstimmigkeit im zweiten Teil und dem folgenden Abschnitt, der moderne Tonalität und barocken Gestus vereinigt. Am morgigen Mittwoch findet ab 18 Uhr im Münchner Herkulessaal das Violin-finale statt.