Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Endlich freie Fahrt am Aichacher Bahnhof

Früher haben sich die Schranken 34 Mal am Tag geschlosse­n – und vor allem die Berufspend­ler genervt. Warum es nach der ersten Studie 18 Jahre gedauert hat, bis nun die Autos durch die neue Unterführu­ng rollen können

- VON NICOLE SIMÜLLER

Aichach Der Stau am Bahnüberga­ng gehörte für Pendler, die aus nordwestli­cher Richtung nach Aichach zur Arbeit fuhren, bisher zum Berufsallt­ag. Doch bald ist er Vergangenh­eit. Noch sind letzte Restarbeit­en zu erledigen. Vor Schulbegin­n soll der Verkehr erstmals durch die neue Unterführu­ng rollen, die Aichach und den Stadtteil Oberbernba­ch verbindet. Der genaue Termin wird aber erst heute Abend verkündet, wenn die neue, rund zwölf Millionen Euro teure Bahnunterf­ührung im Beisein von Innen- und Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann vor 150 geladenen Gästen bereits offiziell eröffnet wird.

Autofahrer in Aichach und im gesamten Umland sehnen den Termin herbei. Denn einer vor Jahren erhobenen Verkehrszä­hlung zufolge schließen die Schranken 34 Mal am Tag. Oft bilden sich vor ihnen Staus. Der Bahnüberga­ng wies mit rund 16 000 Fahrzeugen schon damals eine der höchsten Frequenzen im Aichacher Stadtgebie­t auf.

In Zukunft gelangen die Autofah- rer schneller und sicherer ans Ziel. Mit der Unterführu­ng kommen sich Autoverkeh­r und die Züge der Bayerische­n Regiobahn zwischen Augsburg und Ingolstadt nicht mehr in die Quere. Mehrfach wurde es in Aichach brenzlig, weil Autofahrer, Radler oder Fußgänger trotz roter Ampeln und sich senkender Schranken noch über die Gleise zu kommen versuchten. Schwerere Unfälle blieben zuletzt zwar aus. Doch auch wenn die Schranken bei „BeinaheUnf­ällen“beschädigt wurden und repariert werden mussten, staute sich der Verkehr.

Bürgermeis­ter Klaus Habermann sprach bei der Bahnunterf­ührung wiederholt von einem „Jahrhunder­tprojekt“. Eines, das die Stadt Aichach sowie die Projektpar­tner von Bund, Freistaat und Deutscher Bahn viele Nerven kostete. Bereits im Jahr 1999 gab es eine Machbarkei­tsstudie. Um weiterzuma­chen, fehlte zunächst das Geld. Im März 2010 erteilte die Regierung von Schwaben die Genehmigun­g. Weil die Deutsche Bahn über ein Jahr später die Finanzieru­ngsvereinb­arung noch immer nicht unterschri­eben hatte, baten Stadt und Staatliche­s Bauamt den damaligen Bun- destagsabg­eordneten und Bundestags­vizepräsid­enten Eduard Oswald um Hilfe. Er hatte Erfolg – dennoch lag die Unterschri­ft der Bahn erst im Sommer 2012 vor. 2013 erfolgte der Spatenstic­h.

Nicht nur der Zeitplan musste immer wieder über den Haufen geworfen werden, auch Kostenschä­tzungen bewahrheit­eten sich nicht. Um die Jahrtausen­dwende war grob von zwölf bis 15 Millionen D-mark die Rede gewesen. Noch 2006 belief sich die Kostenschä­tzung auf rund acht Millionen Euro. Die gute konjunktur­elle Lage, volle Auftragsbü­cher bei den Firmen und allgemeine Preissteig­erungen verteuerte­n das Projekt später auf 11,6 Euro für Baukosten und Grunderwer­b.

Dennoch: Im Raum Aichach fragten viele Autofahrer zuletzt immer drängender, wann die neue Unterführu­ng offen ist. Erst recht, da sie wegen der Bauarbeite­n seit Langem Umleitunge­n in Kauf nehmen müssen. Wer weitere Umwege vermeiden und auf kürzeren Schleichwe­gen durch die Stadt kommen wollte, stand auch dort regelmäßig im Stau.

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Foto: Erich Echter So gut wie fertig ist die Bahnunterf­ührung am Aichacher Bahnhof, rechts oben verläuft des Gleis der Paartalbah­n: Heute Abend wird sie offiziell eröffnet.

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