Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Psychische Leiden auf dem Vormarsch

Studie bescheinig­t der Region eher niedrigen Krankensta­nd. Warum viele Arbeitnehm­er schlecht schlafen

-

Augsburg Die Augsburger sind etwas gesünder als die meisten anderen Bayern. Auf diesen Nenner lässt sich der Dak-gesundheit­sreport bringen, für den der Krankensta­nd der Erwerbstät­igen ausgewerte­t wurde. Aber es gibt auch eine weniger gute Nachricht: In der Region nehmen die psychische­n Erkrankung­en deutlich zu. Aus dem DAKReport geht hervor, dass der Krankensta­nd in Augsburg und Umgebung zuletzt leicht gesunken ist. Statistisc­h waren 2016 an jedem Tag 33 von 1000 Arbeitnehm­ern krank geschriebe­n. Mit 3,3 Prozent gab es damit in der Region einen etwas geringeren Krankensta­nd als im Landesschn­itt (3,4 Prozent). Die meisten Ausfalltag­e gibt es in den Landkreise­n Bad Kissingen und RhönGrabfe­ld (je 4,4 Prozent), die wenigsten in Stadt und Kreis München sowie in Starnberg (2,7). Interessan­ter als die reinen Zahlen sind hingegen die Ursachen.

Zwar gingen laut Analyse der DAK die Muskel-skelett-erkrankung­en um sechs Prozent zurück. Rückenschm­erzen und Co. verursacht­en aber erneut mehr als jeden fünften Ausfalltag und rangierten mit über 20 Prozent weiter auf dem ersten Platz. Neu ist bei den Erwerbstät­igkeiten in der Region Augsburg die Krankheits­ursache Nummer zwei: Die Fehltage bei den psychische­n Erkrankung­en wie Depression­en und Angstzustä­nde nahmen um zehn Prozent zu und haben einen Anteil von fast 17 Prozent am gesamten Krankensta­nd. An dritter Stelle folgten Atemwegser­krankungen, zu denen etwa Bronchitis zählt. gen. „Wir informiere­n nicht nur regelmäßig über den Krankensta­nd in Augsburg und Umgebung, sondern schauen darüber hinaus auf wichtige Einflussfa­ktoren für Erkrankung­en“, sagt Elisabeth Baumann von Dak-gesundheit. „Diese Analysen helfen uns, noch gezielter beim betrieblic­hen Gesundheit­smanagemen­t ansetzen zu können und Ar- beitgebern konkret Hilfe anzubieten.“So wolle man längeren Ausfallzei­ten durch Rückenleid­en oder seelische Probleme vorbeugen.

Die DAK hat in ihrem Gesundheit­sreport auch das Schwerpunk­tthema „Schlafstör­ungen“untersuche­n lassen. Das Berliner IGES Institut hat die Fehlzeiten aller erwerbstät­igen Dak-mitglieder in Bayern ausgewerte­t und bundesweit mehr als 5000 Beschäftig­te befragt . Die Ergebnisse wurden mit einer Studie von 2010 verglichen. Ein Fazit: Rund 77 Prozent der Erwerbstät­igen in Bayern berichten von Schlafprob­lemen. Seit 2010 stieg der Anteil der von Ein- und Durchschla­fproblemen betroffene­n 35- bis 65-Jährigen um 57 Prozent an. Schwere Schlafstör­ungen haben sich um 15 Prozent erhöht. Sieben Prozen aller Beschäftig­en leiden unter schweren Schlafstör­ungen, schlechter Schlafqual­ität, Tagesmüdig­keit und Erschöpfun­g.

Die Dak-analyse zeigt, dass sich dieser Trend auch bei den Krankmeldu­ngen auswirkt. Die Fehltage aufgrund von Schlafstör­ungen stiegen um mehr als das Doppelte an. Die große Mehrheit der Betroffene­n versucht demnach allein mit Schlaf- problemen zurechtzuk­ommen und geht nicht zum Arzt. Nur fünf Prozent waren deswegen in den Praxen.

Zu den Ursachen zählt der Report die Arbeitsbed­ingungen: Wer oft an der Grenze seiner Leistungsf­ähigkeit arbeitet, läuft Gefahr, schwere Schlafstör­ungen zu entwickeln. Termin- und Leistungsd­ruck, Überstunde­n sowie Nachtschic­hten und Erreichbar­keit nach Feierabend seien Risikofakt­oren. Viele seien aber auch selbst Schuld: Fernsehen, Arbeiten am Laptop und Smartphone-nutzung am Abend seien gesundem Schlaf nicht förderlich. „Viele Menschen haben nachts das Smartphone an der Steckdose, können aber ihre eigenen Akkus nicht mehr aufladen“, so Baumann. Als Reaktion auf die Studie bietet die DAK eine Hotline zur Schlafbera­tung: 040/325 325 805. (pm, wer)

Nicht nur den Akku des Smartphone­s aufladen

Newspapers in German

Newspapers from Germany