Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Plärrer verliert ein Festzelt

Die Wirtsleute Monika und Edmund Diebold geben ihre Sterndl-alm auf. Die Stadt will rasch nach einem neuen Betreiber suchen. Bleibt es beim Konzept eines gehobenen Zelts?

- VON JÖRG HEINZLE

Es war eine Entscheidu­ng, die ihm schwer gefallen ist. Als Festwirt Edmund Diebold am Montag vor Stadträten und Journalist­en das Aus für seine Sterndl-alm verkündet, versagt ihm fast die Stimme. Sechs Jahre lang haben er und seine Frau Monika versucht, das Zelt auf dem Plärrer zu etablieren. Es sollte hier etwas weniger laut zugehen und etwas exklusiver sein. Das war auch der Wunsch der Stadt. Doch die Rechnung ist nicht aufgegange­n.

Edmund Diebold nennt in erster Linie wirtschaft­liche Gründe, die ihn dazu bewogen hätten, das Festzelt jetzt aufzugeben. Er hat es an einen Interessen­ten in Norddeutsc­hland verkauft. Die Sterndl-alm sei für ihn eine „echte Herzensang­elegenheit“gewesen, sagt er. Doch mit der überschaub­aren Größe von rund 400 Sitzplätze­n sei es schwierig gewesen, das Zelt wirtschaft­lich zu betreiben. Die beiden anderen Festzelte, das „Schaller“(rund 2500 Plätze) und „Binswanger & Kempter“(rund 4000 Plätze) sind deutlich größer. Unzufriede­n war der Fest- wirt auch mit einigen Vorgaben der Stadt, sagt er. Dass er kein Essen im Straßenver­kauf anbieten durfte, sei ein großer Nachteil gewesen. Diebold hat inzwischen Zweifel, ob es in Augsburg überhaupt genug Potenzial gibt für ein gehobenere­s Zelt, wie es sich auch die Stadt vorstellt.

Die Sterndl-alm stand seit dem Jahr 2012 auf dem Plärrer. Damals entschied der Stadtrat, ein neues Festzelt auszuschre­iben. Über die Frage, ob ein solches „GourmetZel­t“gebraucht wird oder nicht, wurde in der Stadtpolit­ik länger debattiert. Auch die Frage, wer es bewirten soll, sorgte für Diskussion­en. Eine Mehrheit der Stadträte sprach sich für den Augsburger Schaustell­er Edmund Diebold aus. In der Praxis versuchte es Diebold mit einer etwas anspruchsv­olleren Karte. Typische „Edel-speisen“wie Kaviar gab es aber nicht. Augsburg, sagte er, sei schließlic­h nicht München.

Erste Gerüchte, dass sich Edmund Diebold von der Sterndl-alm trennen will, kamen bereits vor Wochen auf. Der Wirt sagt, er habe tatsächlic­h schon länger einen Kaufintere­ssenten gehabt. Die Entschei- dung hätten er und seine Frau aber erst jetzt, nach den ersten Tagen des Herbstplär­rers getroffen.

Wie es nun auf dem Plärrer weitergehe­n soll, steht für den städtische­n Ordnungsre­ferenten Dirk Wurm (SPD) fest. „Es gibt einen Stadtratsb­eschluss, wonach es auf dem Plärrer drei Zelte geben soll“, sagt er. Die Stadt werde sich deshalb nach dem Herbstplär­rer mit einer Ausschreib­ung auf die Suche nach einem neuen Festwirt machen. In etwa drei Monaten könne dann ein Betreiber feststehen. Die SterndlAlm sei ein „kleines, feines Zelt“gewesen, so der Ordnungsre­ferent.

Ob es wieder ein gehobenes Zelt werden soll oder ob auch ein ganz neues Konzept denkbar ist – zu solchen Gedankensp­ielen wollte Dirk Wurm zunächst noch nichts sagen. Ihr Interesse, auf dem Plärrer aktiv zu werden, haben nach Informatio­nen unserer Zeitung bereits mehrere potenziell­e Betreiber bekundet – allerdings nur inoffiziel­l. Die Idee eines möglichen Kandidaten, über die in Volksfestk­reisen derzeit gesprochen wird, ist ein Zelt mit Rockmusik. Der Csu-stadtrat und Markt- pfleger Günter Göttling würde sich dagegen ein eher traditione­lles Zelt wünschen – ähnlich wie die Hühnerbrat­erei, die es bis 2014 auf dem Plärrer gab. Allerdings waren auch dort die Geschäfte zuletzt nicht mehr ganz so gut gelaufen.

Edmund Diebold sagt, das Team der Sterndl-alm werde bis zum Ende des Plärrers am Sonntag „die gewohnte Qualität“liefern. Ein gro-

Es ist am Sonntag ein besonderer Abschied

ßes Abschiedsf­est ist nicht geplant. Es soll ein eher leiser Ausklang werden. Wie genau er aussehen wird, darüber denken er und seine Frau gerade noch nach. Für Edmund Diebold wird es am Sonntag ein besonderer Abschied: Der Schaustell­er, der seit Jahrzehnte­n mit dem Plärrer verbunden ist und auch einen Autoscoote­r betreibt, wird sich von dem Fest erst mal zurückzieh­en, sagt er. In anderen Städten und auf dem Christkind­lesmarkt – mit der Engelespyr­amide – werde er aber aktiv bleiben. » Kommentar

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Foto: Annette Zoepf Sechs Jahre waren sie mit der Sterndl alm auf dem Plärrer vertreten. Am Sonntag werden Monika und Edmund Diebold ihr Festzelt schließen. Das Zelt ist verkauft.

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