Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Was Fledermäuse stört
Forscher haben herausgefunden, warum die Tiere trotz ihres beeindruckenden Orientierungssinns regelmäßig gegen Wände knallen
Pöcking/tübingen Fledermäuse haben einen beeindruckenden Orientierungssinn. Obwohl sie nicht gut sehen können, sind sie dank ihrer Echoortung in der Dunkelheit mit hoher Geschwindigkeit unterwegs. Trotzdem fliegen Fledermäuse manchmal gegen Hindernisse. Forscher haben nun in einem Versuch herausgefunden, warum.
„Die Echoortung wird hereingelegt“, sagt Stefan Greif vom MaxPlanck-institut für Ornithologie im bayerischen Pöcking-seewiesen. Abgefälscht werden die Orientierungsrufe der Tiere demnach etwa an verglasten Gebäudefassaden. Es handle sich um ein fatales Risiko für Fledermäuse, die sich beim Aufprall verletzen oder sogar sterben können. Über ihre Ergebnisse berichtet das Wissenschaftlerteam um Greif im Fachmagazin Science.
Die Forscher hatten in dem aktuellen Versuch Fledermäuse der Art Großes Mausohr durch einen Tunnel fliegen lassen, dessen Seitenwände mit Filz bedeckt waren – nur eine Wand bestand aus Metall. Das Ergebnis: Von 21 Tieren kollidierten 19 mindestens einmal mit der Metallplatte, wenn diese senkrecht angebracht war. Mit anderen Flächen im Tunnel gab es keine Zusammenstöße. Auch wenn die Platte horizontal lag, flog kein Tier dagegen. Viel- mehr hielten die Fledermäuse die Fläche dann für Wasser und versuchen im Überflug daraus zu trinken. Wegen ihrer geringen Fluggeschwindigkeit im Tunnel wurden die Tiere bei den Versuchen nicht verletzt, betonen die Wissenschaftler. Der Grund für die Wahrnehmungsprobleme ist demnach, dass Signale der Fledermaus an der glatten Fläche in einem anderen Winkel abprallen als sie aufkommen und somit nicht zurück zur Fledermaus gelangen. (dpa)