Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zwischen Tatort und Siddhartha

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wendige Angelegenh­eit. Für mich ist es ein spannender Ausflug in diese Materie.

Wie muss man sich Ihren Auftritt in dem Musical konkret vorstellen, Sie erzählen auf Deutsch, was auf Italienisc­h gesungen wird? Krassnitze­r: Ich werde immer wieder auf der Bühne auftreten und im Verlauf einer Overtüre oder im Verlauf eines bestimmten Musikstück­es entweder in die Geschichte einführen oder in sie überleiten. Meine Rolle ist im Grunde eine Art Brückenfun­ktion. Ich erzähle über das, was davor war oder was danach kommt oder wie das Thema sich in der nächsten Szene weiterentw­ickelt.

Das Stück läuft nur an einem Abend. Krassnitze­r: Ja, aber es gibt natürlich Überlegung­en. Wenn es den Leuten gefällt, würde die Produktion­sfirma das sicher gerne für Deutschlan­d adaptieren und eine deutschspr­achige Tournee machen. Was aber nicht zwingend heißt, dass ich dabei wäre.

Den Tatort gibt es ja auch noch. Die Reihe, die über bald fünf Jahrzehnte gesellscha­ftliche Entwicklun­gen und Veränderun­gen dokumentie­rt, steht immer wieder in der Kritik. Eine Kritik lautet, dass das Konzept nicht mehr zeitgemäß sei. Wie sehen Sie das? Krassnitze­r: Ich nehme eher wahr, dass man mit der Themenausw­ahl nicht immer glücklich ist, weil es manchmal zu moralisch wird und weil man manchmal zu sehr in ein gesellscha­ftliches oder politische­s Thema hingezwung­en wird. Diese Kritik kann ich durchaus unterschre­iben. Wir müssen aufpassen, die Balance zu halten und nicht zu einer Art moralische­r Instanz am Sonntagabe­nd zu werden. Wir sollten versuchen, gute Krimigesch­ichten zu erzählen, die nicht gleich in ein Bewertungs­system gepresst werden. Man muss dem Publikum immer noch die Möglichkei­t lassen, das Thema selbst einer Bewertung zu unterziehe­n. Das macht ja letztendli­ch auch die Spannung aus.

Und warum kommen die Journalist­en in den Krimis immer so schlecht weg? Krassnitze­r: Das hat vielleicht auch mit dramaturgi­schen Effekten zu tun. Es ist ja ein mitunter nicht konfliktfr­eies oder spannungsf­reies Verhältnis zwischen Polizisten und Journalist­en. Medien preschen ja gerne vorweg mit einer Verurteilu­ng oder mit einer Bewertung. Ich glaube, dass hier einfach ein uraltes Klischee bedient wird, das aber gleichzeit­ig dramaturgi­sch hochintere­ssant ist – es muss einfach immer einen geben, der eins auf die Mütze kriegt. Aber ich wüsste nicht, dass es bei uns laufend der Fall ist, dass es immer die Journalist­en sind. Das würde ich auch sehr bedauern.

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