Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wer, was oder wo ist Rasgrad?
Preisfrage: In welcher Stadt spielt der PFK Ludogorez? Anhänger der TSG Hoffenheim werden es wissen: In Rasgrad. Nächste Frage: Wo liegt Rasgrad? Wer jetzt lässig mit „Bulgarien“antwortet und noch 33 000 Einwohner ergänzt, hat die höheren Geografie-weihen. Der Erstligist aus dem Niemandsland des europäischen Top-fußballs hat Donnerstagnacht den Tabellen-zweiten der hochgelobten Bundesliga bezwungen. Es war der Schlusspunkt einer desaströsen Woche für den deutschen Vereinsfußball, in der ein komplettes Sextett abgeschmiert ist. Die Bayern in Paris zerlegt, Dortmund zu Hause an Real Madrid gescheitert. Kann passieren. Leipzig in Istanbul ausgeknockt. Königsklassen-greenhorns in türkischem Hexenkessel – kann auch passieren. Aber dass danach auch alle drei deutschen Europa-league-vertreter von Berlin über Köln bis Hoffenheim verlieren, wirft ein trübes Licht auf den Zustand der bislang glänzenden Liga, in der momentan einiges durcheinandergeraten ist. Dazu gehört der Absturz des 1. FC Köln. Die Reihe der Köln-bezwinger in der noch jungen Saison hat nun Roter Stern Belgrad verlängert. Auch Östersund war für Berlin zu stark und am Ende wartete Rasgrad. Die drei Bundesligisten sind nun Gruppenletzte. In der Königsklasse sieht es kaum besser aus. Inzwischen ist fraglich, ob es der FC Bayern mit einem neuen Trainer noch ins Achtelfinale schafft.
Was ist passiert? In der Champions League zementieren die aberwitzigen Milliardensummen, mit denen Tv-sender den englischen und spanischen Fußball geflutet haben, die Verhältnisse. Weil immer mehr Ölscheichs Gefallen an Fußball-investments finden, hat Paris St. Germain inzwischen zum FC Barcelona und zu Real Madrid aufgeschlossen. Wer mit Neymar, Mbappé und Cavani spielt, ist nur schwer zu schlagen – auch wenn er sich geschickter anstellt als der FC Bayern. Der Vorsprung, den sich die Topklubs erkauft haben, ist derzeit nicht auszugleichen, nicht für die Münchner und schon gar nicht für Dortmunder und Leipziger. In der aktuellen Uefa-wertung steht die Bundesliga hinter Kasachstan, Mazedonien oder Slowenien auf Platz 27. Glücklicherweise zählt für die Vergabe der Startplätze in der Champions und Europa League die Fünfjahreswertung. Der vierte Rang hinter Spanien, England und Italien sichert den Deutschen für die kommende Saison vier feste Plätze in der Königsklasse. Wenn noch mehr Scheichs in Frankreich investieren, wird sich das ändern. Erst einmal aber können die Bundesligaklubs aufatmen. Gegen wen auch immer am 7. Spieltag verloren wird – der Verein ist deutschlandweit bekannt.