Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Jetzt nackt: Robbie Williams
Klingt nach Besserung und Stabilisierung. Ist beides tatsächlich aber nur relativ. Denn dieser Robbie Williams bleibt – das wird durch dieses Buch doppelt klar, dadurch, dass es überhaupt existiert, und durch das, was es erzählt – ein letztlich heilloser Zwangscharakter. So wie er in seinen Liedern von jeher sein innerstes Zweifeln, seine Ängste und sein Scheitern thematisiert, am besten zur triumphalen Hymne übersteigert, so existiert er offenbar auch für sich selbst nicht ohne Echo in der Öffentlichkeit. Kein Wunder, dass die sogenannten „sozialen Netzwerke“für einen wie ihn Suchtmittel sind. Der Drang nach Selbstoffenbarung lässt ihn sich darin schon mal nackt zeigt und auch seine Frau direkt nach der Geburt im Kreißsaal präsentierten. Robbie ist der Prototyp eines für diese Kanäle wie gemachten Stars. Er füllt die alte Weisheit mit (für den Popund Internet-nachwuchs hoffentlich warnendem) neuem Leben füllt: Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, wird darin umkommen.
Eine Tragödie? Im seinem Fall könnte es darauf hinauslaufen. Denn sein Dilemma erscheint in der hier präsentierten Nacktheit unauflöslich. Öffentlichkeit und die Ovationen erscheinen ihm lebensnotwendig und bedeuten zugleich seine größte Angst: „Ich hoffe einfach, dass ich auf die Bühne gehe und Robbie Williams auftaucht. Denn manchmal stehe ich dort oben, und er kommt nicht, und dann muss ich alles allein machen. Robbie Williams ist eine Art Tarnumhang, den ich mir umlege. Manchmal taucht er nicht auf und ich bin auf mich allein gestellt, und das ist entsetzlich.“Der inzwischen 43-jährige Robert Peter Williams ist seiner Pubertätsfigur Robbie auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Franziska Meifort: Ralf Dahrendorf C. H. Beck, 477 Seiten, 38 Euro Ijoma Mangold: Das deutsche Krokodil Rowohlt, 352 Seiten, 19,95 Euro