Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein deutsches Leben mit liberalem Geist
Es gibt gleich vier gute Gründe, sich gerade jetzt näher mit Ralf Dahrendorf zu beschäftigen, dem Fdpund Europa-politiker, dem Soziologen, dem öffentlichen Intellektuellen, dem britischen Lord, Mitbegründer der Uni Konstanz… Geboren 1929, Sohn eines Spd-reichstagsabgeordneten in Widerstand gegen den Nazis, selbst von jenen mit 15 Jahren zur Warnung in Einzelhaft genommen, später Leitfigur des Liberalismus, 2009 gestorben. Die Gründe sind: 1. Man sollte sich gerade jetzt an das erinnern, was Dahrendorf 1983 formulierte, als er in einem Essay vom Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts und vom Heraufdämmern einer autoritären Epoche kündete. 2. An seinem Rededuell mit Rudi Dutschke im Januar 1968 lässt sich studieren, wie (damals links, heute rechts) populistische Ideologen mit Verve und Entschiedenheit zu begegnen ist. 3. Angesichts der aktuellen Rückkehr einer runderneuerten FDP zeigen Leben und Denken Dahrendorfs, was Liberalität eigentlich auch in Deutschland meinte. 4. Nun ist auch seine bislang unveröffentlichte, persönliche Lebensbilanz ausgewertet.
Franziska Meiforts Dahrendorfbiografie also ist sehr lesenswert. Zwei Probleme aber gibt es: 1. Der Text ist eigentlich als Doktorarbeit entstanden (und ausgezeichnet worden) – hat also nicht nur 160 Seiten Anhang, sondern ist auch wissenschaftlich in Stil und Methode; nicht gerade süffig also. 2. Die kleine Schrift im Fließtext des Buches ist eine Zumutung.