Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Streit der Pappenheimer
Der Pappenheimer als solcher ist durch Friedrich Schiller mehr oder minder zufällig in die Geschichte der Weltliteratur eingegangen. Im Drama „Wallensteins Tod“lässt er den Feldherrn den berühmten Satz sagen: „Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer.“Wallenstein belobigt eine Abordnung Kürassiere vom Regiment des Grafen Gottfried Heinrich zu Pappenheim wegen ihrer Treue während des 30-jährigen Kriegs.
Im Lauf der Jahrhunderte bekam der berühmte Satz – warum auch immer – eine andere, deutlich ironische Bedeutung. Der Pappenheimer wurde sozusagen zum Synonym für einen Spitzbuben, mindestens aber für einen seltsamen Menschen. Im Mittelalter wurden als „Pappenheimer“übrigens auch die Kloakenreiniger in Nürnberg bezeichnet.
Kleiner Exkurs beendet. Seit Schiller machte das Örtchen Pappenheim keine größeren Schlagzeilen mehr. Erst jetzt wachte es aus dem medialen Dornröschenschlaf auf und kehrte auf die Weltbühne zurück mit einer Art modernem Drama oder doch eher einer Posse. Darin geht es um ein vier Quadratmeter großes Stück Straße in der Altstadt des schmucken Altmühlstädtchens. Dummerweise will dessen Besitzer den Flecken Erde beziehungsweise Asphalt einzäunen. Etwa 40 öffentliche Parkplätze und die Stadtwerke wären dann aber nicht mehr mit dem Auto erreichbar. Das Grundstück gehört zu einem Haus und wurde später auf vier Quadratmetern asphaltiert, jedoch niemals offiziell zur Straße umgewidmet. Die Stadt wollte nun die umstrittenen vier Quadratmeter kaufen, um das Problem zu lösen. Doch der Besitzer wollte nicht. Um den Fall noch komplizierter zu machen, hat innerhalb der gräflichen Familie der Besitzer des Grundstücks aktuell gewechselt. Die Stadt macht ein Kaufangebot. Ob das erfolgreich sein wird? Wer weiß? Und was hätte Schiller geschrieben? Vielleicht: „Ach, diese Pappenheimer – spielen diesmal einen Schwabenstreich.“