Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eine schnelle Einigung ist nicht in Sicht
Die Gewerkschaft Verdi geht einen ungewöhnlichen Weg, indem sie nicht den Arbeitgeberverband, sondern einzelne Krankenhäuser zu Tarifverhandlungen auffordert. Aus Patientensicht spielt das erstmal keine Rolle, weil Warnstreik gleich Warnstreik ist. Doch für den weiteren Verlauf der Auseinandersetzung ist das sehr wohl bedeutsam. Das Klinikum sagt, dass es nicht der richtige Ansprechpartner ist. Verdi hält die Krankenhäuser für die richtige Adresse, weil diese für die Arbeitsbedingungen verantwortlich sind. Eine schnelle Einigung kann nicht zustande kommen, weil es so schnell nicht einmal Gespräche geben wird.
Dass die Wahl von Verdi aufs Klinikum fiel, hat wohl damit zu tun, dass der gewerkschaftliche Organisationsgrad der Belegschaft nicht schlecht ist. Und es hängt möglicherweise damit zusammen, dass die Stimmung angesichts der vergangenen Sparrunden bei der Belegschaft mäßig ist. Wenn die Arbeitsverdichtung hoch ist, ist hohe Streikbereitschaft kein Wunder.
Gleichwohl sind die Erfolgsaussichten des Streiks am Klinikum zu hinterfragen. Bei einem Haustarifvertrag müssten nicht nur die aktuellen Träger Stadt und Landkreis Augsburg mitspielen, sondern auch der Freistaat als künftiger Träger ab 2019. Diese Dreiecks-situation macht alles nicht einfacher.
Vielleicht löst sich die Angelegenheit aber auch anders. Der Coadressat der bundesweiten Warnstreiks ist die Bundespolitik. Sie hat schon Bewegung in der Frage der Pflege gezeigt und 2015 eine halbe Milliarde Euro lockergemacht. Und es gibt schon weitere Ankündigungen für Verbesserungen. Sie sind wünschenswert – fürs Personal und die Patienten.