Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wir sind Profis!
Zum Interview „,Wir brauchen mehr Pflegekräfte‘“(Bayern) vom 11. Okto ber: Ja, es stimmt: 2635 Euro Grundgehalt gleich nach der Ausbildung sind viel Geld für einen jungen Menschen. Verschwiegen wird: Um alle Zulagen erhalten zu können, muss man schon alle drei Schichten (Früh-, Spät-, Nacht-) ableisten. Das macht die Planung des Privatlebens auch nicht immer leicht. Und natürlich dürfen wir Pflegekräfte gerne auch zu Hause angerufen werden, wenn, und das ist gar nicht so selten, eine Kollegin ausfällt.
Dann kommen wir natürlich gerne, nachdem wir unsere Privatverabredung abgesagt, den Sportverein ausgelassen, die Kinderbetreuung (es gibt ja nicht nur Berufsanfänger!) organisiert haben, um dann, gegebenenfalls in Unterzahl, wieder alles zu geben, dass die uns anvertrauten Patienten bestmöglich versorgt werden. Denn das ist ja unsere Aufgabe, und für die haben wir uns auch gerne und freiwillig entschieden. Und die wenigsten wohl wegen der „Aufstiegschancen“oder dem tollen Gehalt. Aber wenn jemand wie Herr Hasenbein meint, unser Beruf ist ja auch ein „erfüllender Dienst am Nächsten“, der hat die Entwicklung der Pflege seit Florence Nightingale verpennt: Wir sind Profis, keine Frondienstleister! Schade nur, dass wir so wenig Unterstützung aus der Bevölkerung erhalten. Ich freue mich über jede Anerkennung und Zusprache in meinem Berufsalltag. Bessere Arbeitsbedingungen erhalte ich so aber auch nicht. Ulrich Breitsameter, Bobingen