Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein gefragter Mann
Fußball Bundesliga Daniel Baier spielt seit neun Jahren für den FC Augsburg. Der 33-jährige Kapitän spricht vor dem Spiel am heutigen Samstag gegen Aufsteiger Hannover über sein Verhältnis zu Trainer Baum, Veränderungen im Fußball und seine besorgte Oma
Sein erstes Bundesligaspiel absolvierte Daniel Baier im September 2003 für den TSV 1860 München. 14 Jahre später wird der 33-Jährige mit dem FC Augsburg am heutigen Samstag gegen Hannover 96 sein 225. Bundesligaspiel bestreiten (15.30 Uhr). Baier steht beim FCA mit einer kurzen Unterbrechung seit 2008 unter Vertrag, ist damit einer der vereinstreuesten Spieler in der Bundesliga. Dabei war das gar nicht so geplant, wie er jetzt verrät. Fca-kapitän Baier spricht...
... „Es macht momentan riesigen Spaß. Es wird auch wieder eine Phase kommen, in der es nicht so läuft. Dann gilt es, wie in den letzten Jahren auch, die Ruhe zu behalten.“
über den Saisonstart:
„Natürlich ist es für viele Spieler enttäuschend, am Wochenende nicht im Kader zu stehen. Sie sind enttäuscht und vielleicht auch auf den Trainer sauer. Das ist aber ein gutes Signal. Es ist nicht so, dass deswegen schlechte Stimmung herrscht. Ich muss nicht extra auf die Jungs zugehen, die zu Hause bleiben mussten. Die freuen sich, wenn wir gewinnen oder punkten. In der neuen Woche hat jeder wieder die Chance, sich in den Vordergrund zu spielen.“
...über den großen Kader: ... über sein Verhältnis zu Trainer Manuel Baum:
„Von Tag eins hatten wir ein vertrauensvolles Verhältnis. Er fragt mich nach meiner Meinung, weil er ein Gefühl bekommen möchte, wie sich manche Dinge für uns auf dem Platz darstellen. Wir wissen, dass wir einen Trainer haben, der 24 Stunden am Tag für uns da ist. Der sich viel mit uns und dem Gegner beschäftigt.“
... über seine Geldstrafe von 20000 Euro für seine obszöne Geste im Spiel gegen Leipzig:
„Ich kann auch als Fußballprofi noch einschätzen, dass das richtig viel Geld ist. Ich habe den Fehler gemacht, ich stehe zu den Konsequenzen. Für mich war ein Spiel Sperre schlimmer, weil ich zuschauen musste.“
... über und die die Bezahlung der Strafe Beteiligung seiner Oma:
„Die Strafe ist bezahlt worden. Meine Oma hat es mir tatsächlich angeboten. Aber ich habe gesagt: Oma, den Mist habe ich verbockt, dafür stehe ich gerade, gib es lieber den Urenkeln.“
„Das war das erste Mal für mich, dass ich außerhalb des Platzes in die Schlagzeilen geraten bin. Das war für mich persönlich unangenehm, weil ich ein Spieler bin, der nicht so gerne in der Öffentlichkeit steht. Aber es ist vorbei und ich hoffe, dass es nicht mehr in so einer Form passiert.“
... über die mediale Aufruhr: ... über die Vergleiche mit der Saison 15/16, als der Sprung in die Europa League gelang:
„Wenn du gegen Topmannschaften wie Leipzig zu Hause gewinnst, wächst du über dich hinaus. Das war damals auch der Fall. Da hatten wir riesiges Selbstvertrauen. So ist es auch momentan. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass wir diesen Lauf so lange wie möglich aufrechterhalten.“
...über seinen Wechsel 2008 vom VFL Wolfsburg zum FCA:
„Wenn du dich ausleihen lässt, willst du Spielpraxis sammeln und dann zum Verein zurückkehren, um einen zweiten Anlauf zu nehmen. Ich bin damals nicht davon ausgegangen, dass ich mein halbes Leben beim FCA verbringen werde. Aber ich bin froh, dass es so gekommen ist. Ich habe so viel mit dem Verein erlebt. Ich kann gar nicht erzählen, wie ich mich mit dem Verein verbunden fühle. Das Gesamtpaket ist für mich ein überragendes Gefühl.“
...über den neu eingeführten Videobeweis, der für viele Diskussionen sorgt:
„Es wird gerechter, ich finde es gut, dass es ihn gibt. Aber es muss eine klare Linie erkennbar sein. Es muss unstrittig definiert sein, was eine klare Fehlentscheidung ist, wann ein Videoschiedsrichter eingreift. Ob man dann zwei, drei Minuten wartet, bis sich ein Schiedsrichter die Szene noch einmal anschaut – die Zeit sollten wir uns nehmen.“
...über eine mögliche Ausstrahlung der umstrittenen Szenen im Stadion:
„Ich finde es nicht gut, wenn es noch einmal gezeigt würde. Das würde noch mehr Druck aufbauen. Der Schiedsrichter soll sich in Ruhe ein Bild machen und entscheiden.“
...über die Veränderungen des Spieles seit seinem Bundesligadebüt 2003 für den TSV 1860 München:
„Vereinfacht gesagt: Da bist du raus gegangen und musstest nur Fußball spielen. Jetzt passen viele Mannschaften das System an den Gegner an, spielen variabler. Das ganze Spiel ist schneller und athletischer geworden.“
...über seine 14 Jahre im Profibereich:
„Wie schnell die Zeit vergangen ist, sehe ich bei meinen Kindern. Ich sehe noch, wie ich die Große im Arm hatte, heute geht sie in die 4. Klasse. Irgendwann ist meine Profizeit auch vorbei. Deswegen genieße ich es, freue mich auf jedes Training und jedes Spiel. Ich bin glücklich über die Erfahrungen, auch die negativen, die ich gemacht habe.
...über die mediale Überflutung in den vergangenen Jahren mit Fußball:
„Es hat sich viel verändert, nicht alles zum Positiven. Ich liebe den Fußball und mir ist wichtig, was auf dem Platz passiert. Alles andere, was daraus gemacht wird, blende ich aus. Das Drumherum vor und nach dem Spiel kann man mit dem vor zehn oder 20 Jahren nicht vergleichen. Es wird immer größer, immer mehr. Aber das kann ich nicht aufhalten und darum beschäftige ich mich nicht damit.“
„Das ist nicht nur in der Kabine so. Ich bin kein Freund davon, aber ich erwische mich auch dabei, dass ich es zu oft an habe. Aber bei uns in der Kabine stehen die Handys nicht im Vordergrund. Natürlich schaut jeder mal darauf, aber wir spielen Dart, Tischtennis oder Backgammon. Wir sind eine Mannschaft, die viel zusammen macht.“
...über Handys in der Kabine: ... über seine Freundschaft zu Exfca-trainer Markus Weinzierl:
„Wir haben Kontakt und wollten zusammen auf die Wiesn gehen, aber dann war ich leider krank. Wir haben uns gut verstanden und ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Ich hoffe, dass er irgendwann wieder an der Seitenlinie steht. Er entscheidet, wann er etwas Neues machen will. Ich drücke ihm die Daumen.“
„Körperlich fühle ich mich fit. Und wenn ich am Wochenende nach dem Spiel die Laufleistung anschaue, bin ich nicht ganz hinten dabei. Ich will auf jeden Fall so lange spielen, solange es körperlich geht und es mir Spaß macht. Was danach kommt, damit beschäftige ich mich, wenn es so weit ist.“
... über seine Zukunft: