Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Heimatbrot statt Krustenbrot
Heimatbrot ist ein guter Anfang. Super-brot wäre besser. Denn der Name entscheidet. Superfood ist super. Superfood-smoothie. Superfood-snack. Superfoodsäfte. Da ist schon zu hören, wie super das im Körper wirkt. Wie er dank Spitzenlebensmitteln zur Spitzenleistung hochfährt. Wer will da noch Krustenbrot?
Heute macht ja auch kaum noch einer Gymnastik. Die meisten gehen ins Yoga. Klingt besser. Wer traut sich noch zu sagen, dass er gerne Gemüseeintopf kocht? Gibt es doch Buddha-bowl. Und wer zum Frühstück frische Semmeln, Käse, Marmelade oder Honig liebt, lebt geradezu lebensgefährlich. So viel Fett, Zucker, Kohlenhydrate. So viel Ungesundes. Nichts püriert. Ohne Chiasamen. Keine Goji-beeren. Null Powerstoffe.
Kein Wunder, dass ein Bäcker nach dem anderen schließt. Kein Wunder, dass viele Metzger ums Überleben kämpfen. Sie haben den Trend zur Super-semmel, zum Super-schnitzel verschlafen. Wo bleibt der Super-gesundheitseffekt?
Tja, der gesunde Menschenverstand scheint manchem beim Streben nach Optimierung des eigenen Körpers und Geistes etwas abhandengekommen zu sein. Sonst würden mehr die Geschäftemacherei hinter vielem Superfood entdecken und einfach auf Ausgewogenheit achten. Sie würden auch schmecken, dass frisches Brot super ist – obwohl es nicht Super-brot heißt.