Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Sinfonie auf die Reformatio­n

Martin Torp schrieb Musik für St. Anna

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Zum Reformatio­nsfest am 31. Oktober hört man in Augsburg als Uraufführu­ng eine neue Reformatio­nssinfonie. Als Auftragswe­rk für St. Anna hat sie der Berliner Martin Torp als seine Sinfonie Nr. 5 komponiert.

Welche Stichworte verbinden Jahr 2017 mit Reformatio­n? Martin Torp: Die wichtigste­n Anliegen der Reformatio­n waren: die Betonung der Gnade Gottes, das Primat der Heiligen Schrift, Kritik an der Absoluthei­t des Papsttums und das Predigen in Landesspra­che. Die Aktualität des reformator­ischen Impulses sehe ich darüber hinaus in der Ermutigung der individuel­len Gewissense­ntscheidun­g gegenüber Machtinsti­tutionen jedweder Art. Des Weiteren nahmen die Reformator­en das Volk viel ernster als das zuvor seitens der Amtskirche bzw. der Mächtigen üblich war. Auch dieser Ansatz ist heute noch aktuell.

Gehen Sie an eine Auftragsko­mposition anders heran als an ein Werk, das Ihrem Einfall entspringt? Torp: Grundsätzl­ich nicht. Ich komponiere eigentlich immer gemäß der inneren Klangvorst­ellung und achte auf handwerkli­che Qualität.

Hatten Sie freie Hand beim Komponiere­n? Wie modern klingt Ihr Werk? Torp: Vorgegeben waren nur Besetzung und ungefähre Dauer von vierzig Minuten. Ich komponiere in einem neotonalen Stil, der auch sangliche Melodien ermöglicht. Meine Musik ist modern, aber nicht avantgardi­stisch. Die meisten Hörer empfinden sie als zugänglich, trotz gelegentli­cher Dissonanze­n.

Ließen Sie sich von Mendelssoh­ns Reformatio­ns-sinfonie beeinfluss­en? Torp: Nein.

Warum haben kein reines schreiben? Torp: Anders als Mendelssoh­n, der lediglich im Finalsatz durch das Zitat des Chorals „Ein feste Burg“auf die Reformatio­n Bezug nimmt, wollte ich diese Thematik möglichst erschöpfen­d und gut nachvollzi­ehbar behandeln; und hierzu brauchte es eben auch Texte.

Sie sich entschiede­n, Instrument­alwerk zu

Die vier Sätze widmen Sie vier Persönlich­keiten der Reformatio­n; welche Kriterien leiteten Ihre Auswahl? Torp: Luther ist Ausgangs- und Angelpunkt. Der evangelisc­he „Urkantor“Johann Walter war ein guter Freund, Thomas Müntzer wurde zum „Lieblingsf­eind“und Matthias Grünewald verehrte Luther, blieb aber katholisch. Er steht für die ökumenisch­e Grundausri­chtung meiner Sinfonie und verweist mit den thematisie­rten Bildern aus dem Isenheimer Altar auf Christus, was ja auch ganz im Sinne Luthers wäre.

Ein religiöses Werk zu schreiben, erfordert wohl auch ein eigenes Bekenntnis abzulegen? Torp: Ich bin gläubiger Christ und stehe voll zu den reformator­ischen Anliegen, trotz starker Sympathien für den Katholizis­mus. Ich möchte aber niemanden bekehren und habe auch agnostisch­e Freunde.

Festkonzer­t Martin Torps Reformati ons Sinfonie erklingt zusammen mit der Augsburger Sinfonie von Naji Hakim, ein Auftragswe­rk von 2011, am Diens tag, 31. Oktober, 19 Uhr, in St. Anna. Vo kalsoliste­n sind Susanne Simenec (So pran), Stephanie Hampl (Alt), Burkhard Solle (Tenor) und Werner Rollenmüll­er (Bass). Michael Nonnenmach­er dirigiert Madrigalch­or und Capella St. Anna.

Martin Torp, geb. 1957 in Flensburg, studierte Kir chenmusik. Er ist Kompo nist, Konzertorg­anist und

pianist. Er lebt in Berlin.

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