Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Gierig und weiß
Suburbicon Zwei Verbrechen in einer amerikanischen Bilderbuchsiedlung
Wie wäre es, wenn George Clooney mal nicht für die Coen-brüder als Star vor der Kamera steht, sondern mit ihnen zusammen einen Film dreht? „Suburbicon“ist dieser sagenhaft spannende Film, der in den USA des Jahres 1959 spielt, politisch aber hochaktuell ist. Eine schwarze Familie zieht in einen weißen, protestantischen Vorort ein. Nicht mal eine Viertelstunde braucht Regisseur George Clooney, um unglaublich dicht zwei Verbrechen und ein innerfamiliäres Drama auszubreiten. Denn direkt neben der ersten und einzigen schwarzen Familie der Siedlung, die vom weißen Mob zunehmend bedrohlich belagert wird, muss der Junge Nicky (Noah Jupe) miterleben, wie Einbrecher seine Mutter umbringen.
Ein Verbrechen, das mächtig stinkt. Nicht nur nach dem Chloroform, von dem die Tote eingeatmet hat. Denn Papa Gardner Lodge (Matt Damon) scheint nun mit Mamas Schwester Margaret Lodge (Julianne Moore in einer Doppelrolle) viel glücklicher zu sein.
Regisseur George Clooney macht die klügsten politischen Filme unserer Zeit. Nun pflanzt er zwei parallele Verbrechen in eine Bilderbuchsiedlung, die Schmelztiegel nur für weiße Abarten des White Anglo-saxon Protestant (WASP) aus vielen Us-staaten sein will. Parallel zum Verbrechen der hässlichen, gierigen und dummen Weißen zeigt sich der Pöbel vor dem Haus der schwarzen Nachbarn als Abbild heutiger Fremdenfeindlichkeit. Dass Clooney zusammen mit Joel und Ethan Coen das Drehbuch schrieb, sorgt für den herrlich schwarzen, bitterbösen Touch. Denn während wir mit dem hellwachen Nicky um dessen Leben bangen, wächst seinem gierigen Vater die Dynamik seines Verbrechens über den Kopf. Wieder einmal eine Musterrolle für Matt Damon, der dem komischen Krimi eine schauerliche Tiefe gibt. » Suburbicon (1 Std. 45 Min.), Thriller, USA 2017 Wertung