Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Süchtigen Treff steht auf der Kippe
Soziales Nach der Infokampagne in Oberhausen zieht Ordnungsreferent Dirk Wurm eine positive Bilanz. Warum ihm bei der Entscheidung im Stadtrat aber die nötige Mehrheit fehlen könnte
Das frühere Lokal „Paparazzi“war jeden Abend voll oder fast voll: Insgesamt rund 300 Bürger und Anwohner aus Oberhausen kamen zu den drei Infoveranstaltungen, in denen Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) seine Pläne für einen betreuten Süchtigen-treff in den früheren Kneipenräumen an der Dinglerstraße 10 vorstellte. Wurm zog nach der Informationskampagne vor Ort eine positive Bilanz. Dennoch steht der Treff für Drogensüchtige und Alkoholiker offenbar politisch auf der Kippe.
Dass den Menschen aus der Szene am Oberhauser Bahnhof geholfen werden sollte, darüber war man sich bei den Infoabenden weitgehend einig. Der geplante Standort für den neuen Treff mitten im Wohngebiet sorgt aber nach wie vor für Kontroversen zwischen Gegnern und Befürwortern. Viele Anwohner haben Sorge vor einer negativen Entwicklung in ihrer Nachbarschaft, wenn Süchtige vom Helmut-haller-platz den von Sozialarbeitern betreuten Treff mitten im Viertel aufsuchen. Wurm sprach am Wochenende in einer ersten Bilanz nach den Infoabenden jedoch von einer „offenen und konstruktiven Diskussion“. Fragen der Bürger seien von Fachleuten beantwortet worden, Befürchtungen seien abgebaut worden: „Viele haben jetzt verstanden, wie es funktionieren soll.“
Bei den Infoabenden wurden aber nicht nur die Bedenken gegen den Süchtigen-treff in der Dinglerstraße angesprochen, sondern auch etliche andere Probleme, die Anwohner in ihrem Umfeld sehen. „Diese Argumente hatten wir noch nicht auf dem Schirm“, sagte Wurm. Viele Bewohner Rechts der Wertach hätten das Gefühl, dass für ihr Viertel von Seiten der Stadt nicht genug getan werde.
Auch er sehe Handlungsbedarf, sagte Wurm. Deshalb habe er mit Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) bereits darüber gesprochen, ob die Pflege der Grünanlagen und Spielplätze verbessert werden kann. Mit dem Tiefbauamt sei über eine bessere Ausleuchtung der Straßen gesprochen worden. Der städtische Ordnungsdienst werde stärker kontrollieren und den Bereich zwischen der Süchtigenszene am Oberhauser Bahnhof und dem zweiten Brennpunkt mit nächtens feiernden Jugendlichen aus verschiedenen Nationen beim Seitzsteg zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit machen.
Mit den Kontrollen werde auch eine stärkere Parkraumüberwachung einhergehen, kündigte Wurm an. Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD) listete weitere Angebote in Oberhausen auf, von denen er sich Verbesserungen für den Stadtteil verspricht, er nannte etwa einen neuen Quartiersmanager, der ab Januar kommen soll, und einen künftigen Migrationsmanager im Jugendhaus Oase.
Wurm betont, dass der geplante Süchtigen-treff in der Dinglerstraße als Versuch angelegt und vorerst auf zwei Jahre befristet sei. Er werde weiter für diese Lösung werben. Die Spd-fraktion stellte sich bei den Infoabenden öffentlich demonstrativ hinter die Pläne ihres Referenten. Doch die endgültige Entscheidung liegt beim Stadtrat. Und ob Wurm in der Sitzung am 21. Dezember die nötige Mehrheit bekommen wird, ist derzeit offen. Nach aktuellem Stand sieht es eher so aus, dass der Süchtigen-treff politisch auf der Kippe steht.
In der CSU sei zwar noch nichts spruchreif, sagte Stadtrat Leo Dietz am Wochenende auf Anfrage. „Wir werden uns am Dienstag in der Fraktion eine Meinung bilden.“Bekannt ist aber, dass die Csu-fraktion den Süchtigen-treff in der Dinglerstraße wegen der großen Bedenken vieler Anwohner kritisch sieht. „Man muss auch die Menschen ernst nehmen, die Ängste haben“, sagte Dietz. Dazu kommt, dass sich der Csu-ortsverband Oberhausen bereits mit großer Mehrheit gegen den Süchtigen-treff an diesem Standort ausgesprochen hat.
Auch bei Pro Augsburg sieht man das Angebot kritisch. Wie die Grünen sich entscheiden werden, bleibt abzuwarten. Politische Beobachter gehen derzeit davon aus, dass für den Süchtigen-treff im Stadtrat am Ende die nötige Mehrheit fehlen könnte.