Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Vorsicht vor Einschlägen
Es klingt nach einer bedrohlichen Nachricht: Bayern hat den Einschlagstopp aufgehoben. Ach du lieber Gott, denkt sich der unbedarfte Leser. Warum das denn? Augenblicklich entstehen Bilder im Kopf, von all den Dingen, die für gewöhnlich irgendwo einschlagen: Blitze in Häuser, Fäuste im Gesicht, Meteoriten im Ries. Dazu noch einschlägig vorbestrafte Kriminelle und näher kommende Einschläge, die im Volksmund für den nahenden Tod stehen. Es kann kaum Gutes verheißen, wenn der Einschlagstopp plötzlich aufgehoben wird.
Gut, es ist fraglich, was so ein Einschlagstopp überhaupt bringt. Es darf bezweifelt werden, dass sich ein monströses Stein-ungetüm aus dem Weltall von der Ansage einer bayerischen Behörde aus der Bahn werfen lässt und gutmütig von einem Einschlag absieht. Auch tausende Blitze, die in diesem Sommer – trotz Einschlagstopps – im Freistaat niedergegangen sind, sprechen nicht gerade für die Durchsetzungskraft der Verordnung.
Nun hilft es dem Leser von Pressemitteilungen an manchen Tagen, über die Überschrift hinaus weiterzulesen. So wird deutlich, dass es sich bei dem Einschlagstopp um einen Fachbegriff aus der Forstwirtschaft handelt. Ab sofort dürfen in Bayerns Staatsforsten wieder Nadelbäume geschlagen werden. Das war seit Ende August verboten, nachdem Orkane gewütet und Wälder verwüstet hatten. Um zu verhindern, dass der Holzmarkt mit Nadelholz überschüttet wird, war nach zehn Jahren wieder ein bayernweiter Einschlagstopp verhängt worden. Dessen Ende ist also tatsächlich eine gute Nachricht. Zumindest für die Waldwirtschaft. Der Rest von uns sollte sich weiter vor Einschlägen in Acht nehmen.