Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Stadterbe sichtbar machen
Lange war die Lage bei Bodendenkmälern in Augsburg entspannt. Nun geraten die Zeugnisse der Vergangenheit immer mehr unter Druck. Das hängt damit zusammen, dass Neubaugebiete in vergangenen Jahren vor allem auf früheren Kasernen- und Industriearealen entstanden. Diese Brachen waren für die Archäologen wenig spannend, weil dort nicht mehr viel zu finden ist.
Doch Augsburgs Vorrat an Konversionsflächen ging schneller aus als gedacht. Damit rücken andere innerstädtische Grundstücke in den Blickpunkt von Bauherren und Investoren – auch solche, bei denen aufwendige und teure archäologische Grabungen notwendig sind. Bei den meisten Vorhaben kann historisches Erbe, das unter dem Boden ruht, nur noch wissenschaftlich ausgewertet, aber nicht mehr erhalten werden. In einem schleichenden Prozess gehen Zeugnisse der Stadtgeschichte verloren.
Umso wichtiger ist es, die herausragenden Funde zu retten. Und noch besser wäre es, diese für die Bevölkerung sichtbar zu machen – sie in einer Art „Schaufenster“zu zeigen und spannend zu inszenieren. Am Königsplatz wäre Gelegenheit gewesen. Dort gibt es ein schönes Stück mittelalterlicher Stadtmauer am neuen Umsteigedreieck. Auch die römische Therme in der Georgenstraße wurde wieder zugeschüttet. In solchen Fällen sollte die Stadt umdenken und handeln. Regensburg, Köln oder Trier tun das auch.