Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Kontaktloses Spiel gibt es nicht“
Inklusion Die Auxburg Basketz sind Augsburgs einziges Rollstuhlbasketballteam. Was den Sport besonders macht
Wer Konfrontationen scheut, ist in diesem Sport fehl am Platz. Rollstühle krachen gegeneinander, Reifen quietschen, die Spieler blocken ihre Gegner und machen mit ihren Rollstühlen den Weg zum Korb frei. Zimperlich dürfen Rollstuhlbasketballer nicht sein, die Sportart ist dynamisch und voller Action.
Maximilian Grubmüller ist Aufbauspieler beim Augsburger Rollstuhlbasketball-klub Auxburg Basketz. „Kontaktloses Spiel wie bei den normalen Basketballern gibt es bei uns nicht“, sagt Grubmüller, der von Geburt an im Rollstuhl sitzt. Der 30-Jährige betreibt seit 23 Jahren den in seinen Augen „idealen Sport für Rollstuhlfahrer.“
Die Auxburg Basketz stehen in der viertklassigen Oberliga auf dem dritten Tabellenplatz. Grubmüller will mit seinem Team irgendwann in die Regionalliga aufzusteigen. Dazu fehlt aber noch ein Stück: Im Spiel gegen den Tabellenführer Ulm unterlag das Team deutlich mit 45:69, gegen Donauwörth knapp mit 55:57. Doch der sportliche Erfolg ist für die Basketz nicht das Wichtigste, der gemeinschaftliche Gedanke steht im Mittelpunkt. „Klar wollen wir immer gewinnen, wichtiger ist aber, dass wir uns wohlfühlen“, erklärt Teamkollegin Simona Ladzik. Auch das Verhältnis unter den Mannschaften sei kollegial, erzählt sie. „Wenn wir auf ein Auswärtsspiel fahren, haben wir immer unsere Stammlokale, in die wir gehen. Auch gerne mit den Gegnern.“
Gespielt wird auf einem normalen Basketballfeld, der Korb hängt 3,05 Meter hoch. Die Regeln sind dieselben wie beim herkömmlichen Basketball. Nur der Schrittfehler im ursprünglichen Sinn fällt weg: Der Spieler darf zweimal mit der Hand am Reifen ziehen, dann muss er den Ball dribbeln.
Der Rollstuhl-sportverband bewertet die Spieler entsprechend ihrer körperlichen Fähigkeiten mithilfe eines Punktesystems. Jemand mit Querschnittslähmung erhält einen Punkt, ein gesunder Spieler 4,5. Je höher die Punktezahl, desto niedriger ist die Einschränkung. Insgesamt darf jede Mannschaft 14,5 Punkte aufs Feld stellen.
Beim Rollstuhlbasketball dürfen auch Menschen ohne Behinderung mitspielen. „Es ist der Inklusionsport schlechthin“, findet Grubmüller. Frauen spielen mit Männern, Behinderte mit Nichtbehinderten. „Bei uns ist es anders rum: Wir inkludieren die Gesunden“, ergänzt seine Teamkollegin Ladzik lachend.
Auch Unversehrte, wie zum Beispiel Christoph Zachmann, sitzen auf dem Feld im Rollstuhl. Zachmann ist „Fußgänger“, so bezeichnen sich die unversehrten Spieler selber. Seit acht Jahren spielt er bei den Auxburg Basketz. Das hatte zunächst einen ganz pragmatischen Grund: „Für das normale Basketball bin ich schlichtweg zu klein.“2010 nahm ihn ein Arbeitskollege zum Training mit - und Zachmann war sofort begeistert. „Es macht viel Spaß und ist ein komplett anderer Sport.“Dabei ist es für ihn besonders schwierig: „Ich musste lernen, zwei Sportgeräte zu bedienen. Den Ball und den Rollstuhl.“
Die Rollstuhlbasketballer trainieren in der Anton-bezler-halle in Göggingen. Dort lagern sie auch ihre Sportrollstühle und Bälle. An den Weihnachtstagen wurden mehrere Bälle aus einem abgeschlossenen Spind gestohlen. Daraufhin setzten die Basketz einen Post auf Facebook ab. „Wir waren einfach nur enttäuscht“, sagt Ladzik. Mit dem Zuspruch, den sie erhielten, hatte im Klub niemand gerechnet: „Wir waren überwältigt. Über eintausend Reaktionen gingen auf unseren Aufruf ein.“Der Verein erhielt Spenden und neue Bälle.
Diese Gemeinschaft zählt für Grubmüller beim Rollstuhlbasketball. „Es ist ein Mannschaftssport, der Zusammenhalt ist wichtig. Untereinander sind wir eine große Familie. Und das zählt am Ende.“