Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ovationen drinnen, Demo draußen
Politik II Der Neujahrsempfang der AFD mit Parteichef Jörg Meuthen verlief ohne die befürchteten Störungen. Warum eine junge Mutter mit der Partei sympathisiert
Selbst der Blick aus dem Fenster auf die Demonstranten auf dem Rathausplatz wurde von Afd-mitarbeitern rigoros unterbunden.
Mit stehenden Ovationen bedachten die Gäste die Rede von Afd-chef Meuthen. Der Politiker berichtete auf launige Weise über seine Erfahrungen in Berlin, Brüssel und Straßburg und schwor die Parteimitglieder und -anhänger auf die anstehende Landtagswahl ein. „Wir sind nicht rechtsextrem, wir haben nur extrem viel recht“, rief er dem Publikum im Saal zu. Bezüglich der laufenden Regierungsbildung in Berlin sprach er von „Gesinnungsakrobatik“der SPD, die zuerst bei der Union pöble und dann bei der eigenen Parteibasis für eine Koalition bettle. Er kritisierte die seiner Meinung nach völlig aus dem Ruder gelaufene Migrationspolitik Bundesregierung.
Der Landesvorsitzende der bayerischen AFD, Martin Sichert, forderte in seiner Rede, Polizei und Justiz müssten ihren „Kuschelkurs“mit dem Islam beenden. Er sprach von mindestens 100 Fällen von Christenverfolgung in Deutschland. „Wir als AFD werden uns dafür einsetzen, dass jeder, der hierzulande leben möchte, sich an alle unsere gesellschaftlichen Werte zu halten hat. Und da gehören Toleranz und Gleichberechtigung elementar dazu“, so Sichert.
Der Gastgeber des Neujahrsempfangs, Afd-stadtrat Markus Bayerbach, betonte das Ergebnis von 13,8 Prozent, das die AFD bei den Stadtratswahlen in Augsburg erreicht hatte. Er kritisierte die Arbeit der regierenden Rathausparteien bei Themen wie Theatersanierung, Uniklinik und Öpnv-tarifreform. Bezüglich des Sozialtickets sagte Bayerbach, dass Bedürftige und Flüchtlinge besser behandelt würden der als zahlende Avv-kunden. Auf der Veranstaltung stellte Bayerbach auch die beiden Augsburger Direktkandidaten der AFD für den Landtag vor. Für Augsburg Ost ist das Bayerbach selbst, für Augsburg West tritt Andreas Jurca, der 30-jährige Beamte im gehobenen Justizdienst, an.
Nach den Reden trafen sich die Besucher noch zu einem Imbiss und Gesprächen. Sandra Lehmann aus Mering bezeichnet sich als Afdsympathisantin. „Als Frau habe ich ein großes Sicherheitsbedürfnis“, sagt die junge Mutter. Seit sie von den ersten Vergewaltigungen durch Flüchtlinge gehört habe, traue sie sich in der Dunkelheit nicht mehr alleine vom Bahnhof nach Hause zu laufen. „Früher musste ich keine Angst haben, auf Rockkonzerte oder den Weihnachtsmarkt zu gehen“, sagt sie. Sie habe große Zukunftsangst und glaubt, dass die AFD wieder Ordnung bringen wird.
Ein Interview mit Afd-chef Meuthen steht auf »Politik Seite 5