Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Faschingswagen überrollt junge Frau
Umzug Ein tödlicher Unfall im Landkreis Neuburg-schrobenhausen überschattet das bunte Treiben am Sonntag
Waidhofen Im 2200-Seelen-dorf Waidhofen im südlichen Landkreis Neuburg-schrobenhausen herrschte am Sonntagabend Schockstarre. Viele Menschen – Eltern und Kinder – hatten vom Straßenrand aus den schrecklichen Unfall beobachtet, der sich am Nachmittag gegen 15 Uhr am Kirchplatz ereignet hatte. Eine 24-jährige Frau war während des Faschingsumzuges in dem oberbayerischen Dorf unter einen Traktor geraten. Der Umzug wurde sofort gestoppt. Für die junge Frau aus Schrobenhausen kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie erlag am Unfallort ihren schweren Verletzungen.
Wie es zu dem tragischen Unglück kommen konnte, ist unklar. Sicher ist nur, dass die 24-Jährige unter den Vorderreifen des Aufliegers geriet und überrollt wurde. Ob sie gestolpert war oder sich ein Teil ihres Kostüms verfangen hatte, konnte gestern nicht beantwortet werden. Die Polizei schließt aber dass sie geschubst wurde oder in einer anderen Art und Weise ein Fremdverschulden vorliegt.
Wie die Polizei erklärte, war die 24-Jährige Teil einer Gruppe aus Aresing, die sich mit einem Wagen am Faschingsumzug beteiligt hatte. Mindestens 30 Personen, so der Einsatzleiter der Polizei Schrobenhausen, hätten zu dem Freundeskreis gehört. Die 24-Jährige war aber nicht nur Teilnehmerin, die sich auf dem Wagen amüsierte und den Zuschauern zuwinkte, sondern auch Sicherheitsbegleiterin. Mehrere Personen teilen sich üblicherweise diese Aufgabe, die Vorschrift für jedes Gefährt ist. So positionieren sich die Umzugsteilnehmer abwechselnd neben ihrem Wagen und haben ein Auge darauf, dass keine Zuschauer und insbesondere keine kleinen Kinder unter die Räder kommen.
Alle Personen, die in unmittelbarer Nähe den Unfall miterlebt haben, standen unter Schock, sagte gestern Abend Einsatzleiter Hansjürgen Bartl. Eine Frau, die mit ihren Kindern einige Meter vom Un- fallort entfernt das Faschingstreiben beobachtete, beschrieb die Szenen am Nachmittag so: „Man hat gemerkt, dass da was nicht stimmt. Die ganzen Leute sind auf einmal gegangen.“
Nachdem die schreckliche Nachricht durch das laute Getöse der Musikwagen gedrungen war, wurde der Umzug sofort abgebrochen. Polizei und Feuerwehr riegelten die Unfallstelle ab, ein Gutachter inspizierte die Unfallstelle. Der Kriseninterventionsdienst kümmerte sich im Feuerwehrhaus um etwa 50 Peraus, sonen, darunter der Fahrer sowie die Mitfahrer des Faschingswagens und andere Zuschauer vor Ort. Bei dem Fahrer des Traktors handelt es sich um einen 51-jährigen Mann aus Schrobenhausen.
Noch am Sonntagabend fand eine Trauerandacht in der Waidhofener Kirche statt. Die Faschingsgesellschaft Paartal-au Waidhofen, der Veranstalter des Umzugs, veröffentlichte auf Facebook eine Trauerbotschaft: „In stiller Trauer sind wir in Gedanken bei der Familie und den Freunden“.
Weitere Vorfälle bei Faschingsumzügen
Glimpflich und glücklicherweise nur mit einem Blechschaden endete ein ungewöhnlicher Unfall am Rande des Faschingsumzuges in Welden (Landkreis Augsburg). Dort rammte am Samstagnachmittag einer der Faschingswagen beim Abbiegen ein geparktes Feuerwehrfahrzeug. Laut Polizei entstand am Feuerwehrauto ein Sachschaden in Höhe von 5000 Euro. Der Faschingswagen blieb unbeschädigt.
Der offenbar ungehemmte Alkoholkonsum so mancher Narren führte bei mehreren Umzügen zu Streitereien, Schlägereien und Körperverletzungen. So wurde bei einem Umzug im niederbayerischen Schönau (Landkreis Rottal-inn) ein Sanitäter mit einer Bierflasche beworfen, als er gerade eine junge Frau behandelte. Die Flasche traf den 33-Jährigen am Kopf und fiel dann auf die Patientin. Beide zogen sich Platzwunden zu. Kurz zuvor hatte ein Jugendlicher einen 24-jährigen Feuerwehrmann geschlagen, der den angetrunkenen Jugendlichen aufgefordert hatte, hinter eine Absperrung zu treten. Daraufhin versetzte er ihm laut Polizei einen Schlag ins Gesicht.
Friedlicher verlief da ein Einsatz der Polizei beim Nachtumzug in Dillingen am Freitag. Passanten meldeten den Ordnungshütern, dass an einem Faschingswagen Fernseher angebracht seien, auf denen – für jedermann sichtbar – pornografische Filme liefen. Die Polizei rückte aus und schaltete die Bildschirme aus.