Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Welches Auto kann man noch kaufen?
Überblick Dieselfahrzeuge sind von Fahrverboten bedroht, moderne Benziner stoßen mitunter zu viel Feinstaub aus und die ersten Elektroautos haben auch keine lupenreine Öko-bilanz. Welcher Antrieb ist also überhaupt zukunftsfähig? Was ein Adac-experte dazu
Der Diesel ist in Verruf geraten – in den ersten Städten drohen Fahrverbote wegen des hohen Stickoxidausstoßes. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach Dieselautos spürbar nach unten gegangen ist. Immer mehr Menschen steigen auf Benziner um. Doch auch die geraten in die Kritik. Hier ist es der Feinstaubausstoß, der vor allem bei modernen Direkteinspritzern Probleme bereitet.
Wir haben mit Experten vom ADAC darüber gesprochen, was Autokäufer beachten sollten, wenn sie ihr Auto nicht außerhalb der Umweltzone parken möchten und wie umweltfreundlich alternative Antriebe wirklich sind.
Diesel Vor allem seit Bekanntwerden des Dieselskandals wird die Skepsis gegenüber den Selbstzündern immer größer. Jetzt drohen auch noch Fahrverbote. „Ob und gegebenenfalls wo es zu Fahrverboten kommt, ist völlig offen. Ebenso, welche Standards Fahrzeuge erfüllen müssten, um nicht betroffen zu sein“, sagt Reinhard Kolke, Leiter des ADAC Test- und Technikzentrums in Landsberg am Lech. Einigermaßen auf der sicheren Seite ist man nach Ansicht des ADAC mit einem Fahrzeug, das die neueste Abgasnorm Euro 6 D temp erfüllt. Deshalb empfiehlt der ADAC Autokäufern, die auch künftig in Umweltzonen fahren wollen, zu einem Diesel mit diesem Abgasstandard. Kolke: „Das Aussperren von Die- der derzeit neuesten Abgasnorm Euro 6 D temp ist kaum vorstellbar.“
Der ADAC hat in seinem jüngsten Eco-test auch Dieselfahrzeuge unter die Lupe genommen. Hier schnitten der Mercedes E 220 d T-modell (Platz 13 von 105 getesteten Fahrzeugen) und der BMW 520d Steptronic (Platz 20) am besten ab.
Benziner In die Kritik geraten sind auch Benziner – vor allem die modernen Direkteinspritzer, die Rußpartikel ausstoßen. Trotzdem hält der Adac-experte ein Fahrverbot für Benzinfahrzeuge für unwahrscheinlich: „Die Umweltzonenund Fahrverbotsdiskussion läuft heute aufgrund Überschrei- tungen der Stickstoffdioxid-grenzwerte. Die Feinstaubwerte werden mit Ausnahme von Stuttgart überall eingehalten“, so Kolke. Außerdem hätten Partikelemissionen sehr viele unterschiedliche Quellen, von Hausbrand über Reifenabrieb bis zum Staubeintrag durch Baustellen.
Das sauberste Benzinfahrzeug im Eco-test des ADAC war der Suzuki Ignis auf Platz acht.
Elektroautos Ist man in Sachen Fahrverbote mit einem Elektroauto auf der sicheren Seite? „Bei den Abgasemissionen ja“, sagt der Leiter des ADAC Test- und Technikzentrums: „Richtig ist aber auch, dass viele Emissionen verlagert werden, wenn Strom zum Beispiel aus einem Braunkohlekraftwerk stammt.“Alsel-pkw lerdings sind die Autofahrer in Deutschland trotz staatlicher Zuschüsse und immer mehr Lademöglichkeiten zurückhaltend in Sachen Elektroautos. Erwartungsgemäß liegen beim ADAC-ECO-TEST die Elektroautos vorne. Die Bestwertung von fünf Umweltsternen schafften diese vier Elektroautos: Den ersten Platz belegte der Hyundai Ioniq Elektro, gefolgt vom egolf; Platz vier belegt der Opel Ampera-e, Rang fünf der Renault Zoe.
Hybrid Die Plug-in-hybride enttäuschten unterm Strich beim Ecotest des ADAC. Woran liegt das? „Einige Hybridantriebe haben den kalten Verbrennungsmotor mit hoher Leistung spontan zugeschaltet, das führt zu erhöhten Schadstoffemissionen. Das hohe Gewicht durch zwei Antriebssysteme erhöht den Verbrauch zusätzlich. Die positive Ausnahme war hier der Toyota Prius Plug-in“, so Reinhard Kolke. Er setzte sich beim Eco-test zwischen die Elektroautos auf Rang drei. Und wie schätzt der Experte die Chance ein, mit einem Hybrid Fahrverboten zu entgehen? „Sofern Fahrverbote kommen, entscheiden Abgasgrenzwerte. Ein Hybridantrieb mit Benzinmotor hat in der Regel die niedrigsten Stickoxidemissionen, ein Dieselhybrid hat Abgasschwächen im Verbrennungsmotorbetrieb, solange nicht die Grenzwertstufe Euro 6 D temp erfüllt wird.“
Erdgas Neben günstigen Spritpreisen können Autos mit Gasantrieb auch in Sachen Umwelt punkten. Das gilt vor allem für Erdgas (CNG). „Erdgas verbrennt sauberer, daher entstehen weniger Schadstoffe. Ein Fahrverbot für Erdgasfahrzeuge ist unwahrscheinlich. Das größte Plus von Erdgas ist die Reduzierung des Treibhausgases CO2 um rund 20 Prozent im Vergleich zum Benzin“, sagt Adac-experte Kolke. Zahlreiche Hersteller bieten Erdgas-autos an, doch es hapert nach wie vor am Tankstellennetz, das aber in den nächsten Jahren ausgebaut werden soll. Außerdem ist bei Erdgasautos immer auch ein Benzintank an Bord, sodass der Sprit nicht ausgehen dürfte. Der Erdgas-a4 von Audi (Avant g-tron S tronic) belegte beim ADAC-ECOTEST Platz sechs und landete damit vor zahlreichen E-autos.
Autogas Deutlich mehr Tankstellen als beim Erdgas gibt es für Autogas (LPG), und mit diesem Antrieb sind auch mehr (480 000) Fahrzeuge unterwegs als mit Erdgas (100 000). Auch hier gibt es Hersteller, die solche Fahrzeuge direkt ab Werk anbieten. Eine Nachrüstung kostet zwischen 2000 und 3000 Euro. Für Vielfahrer rentiert sich das wegen des niedrigeren Kraftstoffpreises nach ein paar Jahren. Wer sein Auto jetzt umrüsten möchte, sollte aber beachten, dass die Steuervergünstigung bis 2022 abgebaut wird. Damit könnten die Preise steigen. Erdgas hingegen bleibt bis 2026 steuerlich begünstigt.