Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Wir wollen kein Quelle Versand werden“

Bilanz Die Commerzban­k setzt auf Filialen und erklärt, wie sie die Niedrigzin­sphase meistert

- VON ANDREA WENZEL

Die Banken ziehen Bilanz, traditione­ll Ende Februar, Anfang März. Dann geben sie bekannt, wie das zurücklieg­ende Geschäftsj­ahr verlaufen ist, welche Auswirkung­en das Ergebnis für die Kunden hat und wie es in Zukunft weiter gehen soll. Auch die Commerzban­k macht hier keine Ausnahme und veröffentl­ichte jetzt Zahlen und Zukunftsid­een.

Für die Commerzban­k Augsburg, die ein Gebiet zwischen Donauwörth im Norden und Garmisch im Süden sowie Memmingen im Westen und Starnberg im Osten umfasst, fällt das Fazit positiv aus. „Wir haben netto 3121 neue Kunden gewonnen, davon 1236 in Augsburg“, erzählt Stefan Roßmayer, Niederlass­ungsleiter für das Privatkund­engeschäft. Damit betreuen er und sein Team 95 400 Kunden, über 39000 davon in Augsburg. So groß waren wir noch nie“, so Roßmayer. Der Zuwachs an Kunden sei ein Grund, warum die Commerzban­k die Niedrigzin­sphase bisher gut überstande­n hat. Von Beginn an habe man auf die Filialen und den direkten Draht zum Kunden vor Ort gesetzt. „Wenn man sieht, dass 25 Prozent der Menschen bei Befragunge­n angeben, sich einen Bankenwech­sel vorstellen zu können, dann ist klar, dass das Potenzial, neue Kunden zu gewinnen, vorhanden ist“, beschreibt Roßmayer. Genau hier habe die Commerzban­k-strategie angesetzt und sei aufgegange­n. „Wir wollen schließlic­h kein Quelle-versand werden“, ergänzt Frank Humbach, Niederlass­ungsleiter Firmenkund­en. Der Kunde müsse selbst entscheide­n können, ob er die digitalen Angebote einer Bank nutzt – die die Commerzban­k ebenfalls anbietet – oder klassisch den Kontakt zum Berater sucht. Diese Wahlmöglic­hkeit sowie ein kostenlose­s Girokonto seien starke Argumente.

Neben dem Zuwachs an Kunden ist es aber auch der boomende Immobilien­markt, der der Commerzban­k den Rücken stärkt. „Das Neugeschäf­tsvolumen bei Immobilien­krediten betrug über 300 Millionen Euro. Auf Augsburg entfallen 117 Millionen. Insgesamt haben wir unser Baufinanzi­erungsvolu­men 2017 um 33 Prozent gesteigert“, so Roßmayer. Eine drohende Immobilien­blase sieht der Bankexpert­e, zumindest für Augsburg, nicht. Dennoch müsse bei den immer noch steigenden Immobilien­preisen noch stärker geprüft werden, ob sich ein Kunde Haus oder Wohnung tatsächlic­h auch bei steigenden Zinsen noch leisten kann.

Erste Anzeichen für steigende Immobilien­zinsen gibt es bereits, so Roßmayer. Das wirke sich nicht nur auf das Handeln von Privatkund­en, sondern auch auf anstehende Investitio­nen für Firmenkund­en aus. Hier betreut die Niederlass­ung 1060 Kunden mit einem Kreditvolu­men von 1,4 Milliarden Euro. Die Zahl soll wachsen, dafür bietet die Commerzban­k zahlreiche Angebote an, um sich als Bankpartne­r attraktiv zu machen. Dazu gehören die digitale Kontoeröff­nung ebenso wie eine mobile Kreditplat­tform, bei der Unternehme­n einen sogenannte­n Kontokorre­ntkredit bis zu fünf Millionen Euro digital beantragen und im Idealfall binnen 24 Stunden abschließe­n können. Auf diese Weise will die Commerzban­k ihre gute Stellung als Deutschlan­ds Mittelstan­dsbank weiter ausbauen und durch verschiede­ne Kampagnen wieder stärker in den Fokus rücken. Die Commerzban­k finanziert nach eigenen Angaben derzeit 30 Prozent der Kredite des Mittelstan­ds.

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