Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Auch Allgemeinmediziner sollen hier ausgebildet werden
Gesundheit Politiker im Landtag wollen, dass in Augsburg schnell ein Professor für Allgemeinmedizin berufen wird. Doch beim Aufbau der neuen Fakultät sind erst einmal andere Lehrkräfte gesucht
Wer krank wird, geht meistens zuerst zum Hausarzt. Doch viele Hausärzte geben inzwischen ihre Praxen auf, oft aus Altersgründen. Bundesweit findet nur noch jeder zweite Hausarzt einen Nachfolger. Damit es in der Region Augsburg künftig genügend Fachärzte für Allgemeinmedizin gibt, soll die Universität Augsburg so schnell wie möglich Nachwuchs in diesem Bereich ausbilden. Das haben CSU und Grüne im Landtag beantragt.
Die Uni Augsburg baut gerade auf Hochdruck ihre neue medizinische Fakultät auf. Politiker im Landtag wünschen sich, dass möglichst rasch auch ein Lehrstuhl für Allgemeinmedizin eingerichtet wird, um dieses Fach in der Medizinerausbildung zu stärken. Das war der Tenor bei den Beratungen im Wissenschaftsausschuss und im Haushaltsausschuss in München.
Einige Abgeordnete sagen, dass mit diesen Beschlüssen nur bekräftigt wurde, was ohnehin für den Aufbau der Medizinfakultät geplant ist. Im übergreifenden Aufbaukonzept, das vom Wissenschaftsrat gebilligt wurde, sei die Allgemeinmedizin bereits als ein Fach vorgesehen. Wie ein Vertreter des Kultusministeriums im Landtag berichtete, soll ein Berufungsverfahren für die neue Professur voraussichtlich 2019 beginnen. Die Besetzung könne dann wohl 2020 erfolgen. Die nö- finanziellen Mittel sollen im Doppelhaushalt des Freistaates für 2019/2020 hinterlegt werden.
Die Wünsche aus der Politik sind formuliert. Doch die Schritte beim Aufbau der Augsburger Medizinfakultät sind erst einmal andere. Zunächst müssten die Lehrstühle der vorklinischen Fächer besetzt werden, erläuterte Burkhard von Urff vom Kultusministerium. Das hat Gründe: Schon in knapp zwei Jahren müssen alle nötigen Weichen gestellt sein, damit die ersten 84 Humanmedizin-studenten in Augsburg ihr Studium beginnen können. Bis zum Wintersemester 2019/20 muss das Umfeld geschaffen werden, damit das Studium allen Regeln entsprechend ablaufen und die metigen dizinische Forschung loslegen kann. Dafür müssen alle notwendigen Fächer mit Professoren besetzt sein.
Gründungsdekanin Martina Kadmon sagt, „ich sehe ganz klar die Bedeutung eines Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der neu gegründeten Medizinischen Fakultät und unterstütze das sehr.“Der Lehrstuhl Allgemeinmedizin sei in der Aufbauphase der Medizinischen Fakultät fest vorgesehen. Auch im Curriculum werde das Fach Allgemeinmedizin zentral abgebildet sein. Im Moment laufen aber andere Berufungsverfahren für Professoren in der Medizin und Medizinischen Informatik, insgesamt sind es derzeit zehn. Zwei davon seien schon sehr weit, so Kadmon. Sie hoffe, im Sommer dieses Jahres den ersten Professor aus diesen Verfahren in Augsburg begrüßen zu können.
Der Plan ist, zwei Professuren zeitnah zu besetzen, wenn die davon betroffenen Chefärzte am Klinikum in den Ruhestand gehen, und zwar die Frauenheilkunde und die Anästhesiologie. Anschließend sollen vier weitere Professuren für Grundlagenforschung folgen – Anatomie, Physiologie, Biochemie sowie Medizinische Psychologie und Soziologie. Zwei Schwerpunkte werden die Umweltmedizin und die Medizininformatik sein. Für den Aufbau der Medizinfakultät ist ein langer Atem nötig. Er wird zehn bis 15 Jahre dauern. Im Endausbau sollen rund 100 Professoren, etwa 1000 Mitarbeiter und 1500 Studenten vor Ort sein. Die nächste große Nagelprobe für Augsburg sieht der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende im Haushaltsausschuss, Harald Güller (SPD), wenn die Personalkosten und die Baukosten für den neuen Medizincampus im Doppelhaushalt des Freistaates 2019/20 untergebracht werden müssen.