Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Weg frei für Abriss des Kongresspa­rkhauses?

Stadtentwi­cklung Nach langem Streit ist eine Einigung zwischen den Immobilien­unternehme­rn Bernhard Spielberge­r und Anton Lotter in Sicht. Geplant sind Wohnungen und eine sechsstöck­ige Tiefgarage. Doch ohne Weiteres geht das nicht

- VON STEFAN KROG

Sechs Jahre nach der Schließung des maroden Kongresspa­rkhauses zeichnet sich jetzt eine überrasche­nde Wende ab: Die beiden Teileigent­ümer Bernhard Spielberge­r und Anton Lotter, die sich seit Jahren beharken und deren Dauerstrei­t sowohl Sanierung als auch Abriss und Neubau verhindert­e, haben sich offenbar geeinigt. Man stehe kurz vor einem Vertragsab­schluss, bestätigen beide Immobilien­unternehme­r auf Anfrage. Sollte es zu der Einigung kommen, will Spielberge­r das Parkhaus am Rand des Wittelsbac­her Parks abreißen und dort in Kombinatio­n mit einer Wohnanlage unterirdis­che Parkplätze errichten.

Der Streit über die Zukunft des Parkhauses zieht sich seit etlichen Jahren. Es gab mehrere Gutachten zur Standfesti­gkeit des Parkhauses – und etliche Gerichtsve­rfahren. In einer eigenwilli­gen Aktion hatte Spielberge­r, der in der Eigentümer­gemeinscha­ft die Mehrheit hat, 2012 einen Felsbrocke­n in die Einfahrt legen lassen, um eine weitere Nutzung der 400 oberirdisc­hen Plätze zu verhindern. Das Parkhaus, begründete er, sei statisch nicht mehr sicher. Tagungsgäs­te und Konzertbes­ucher der Kongressha­lle finden seitdem in unmittelba­rer Nähe keine Parkplätze mehr. Als Ausweichpl­atz diente in den vergangene­n Jahren der Parkplatz der 500 Meter entfernten Sporthalle – mit der Folge, dass Pendler, die ihr Auto dort sonst parken, an Tagen mit Kongressen in die Wohnstraße­n des Antonsvier­tels drängen.

Laut Spielberge­r befinde man sich auf der Zielgerade­n, was den Eigentümer­wechsel betrifft. Lotter bestätigt, dass er seine Anteile am Parkhaus an Spielberge­r verkaufen werde. Zu Details wolle er sich nicht äußern, solange der Kauf nicht unter Dach und Fach ist. Bestandtei­l der angestrebt­en Lösung scheint zu sein, dass Spielberge­r auch diverse Eigentümer einzelner Stellplätz­e auszahlt. Damit wäre er – neben dem Hotel Dorint, das im Untergesch­oss noch 150 Stellplätz­e hat – der alleinige Eigentümer.

Spielberge­r möchte eine sechsstöck­ige Wohnanlage mit darunterli­egender Tiefgarage bauen. Sie soll bis zu sechs Stockwerke tief in die Erde gehen und Platz für mindestens 550 Autos (120 für Dorint, 300 für Kongressha­lle und 130 für Anwohner) haben. Allerdings gibt der Bebauungsp­lan der Stadt eine solche Bebauung momentan nicht her. 2016 hatte der Stadtrat eine Bebauung beschlosse­n, die einen Erhalt oder Neubau des Parkhauses an jetziger Stelle vorsieht. Auf dem südlichen Nachbargru­ndstück könnte in wenigen Metern Abstand ein davorgeset­ztes Mehrfamili­enhaus entstehen. Diese Pläne hätten eher den Vorstellun­gen Lotters und eines weiteren Immobilien­investors, dem das Nachbargru­ndstück gehört, entsproche­n. Durchsetzb­ar wären sie in naher Zukunft aber auch nicht gewesen, weil Spielberge­r die Mehrheit am Parkhaus hat und er gegen den Bebauungsp­lan klagte.

Unklar ist, wie es nun in absehbarer Zeit weitergeht. Spielberge­r dass er drei Varianten für eine Bebauung in der Hinterhand hat, die einen Wohnriegel oder eine U-förmige Bebauung mit Tiefgarage vorsehen. Vereinbar sind sie mit dem momentanen Bebauungsp­lan der Stadt aber nicht. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagt, dass es Spielberge­r freistehe, für ein neues Projekt Planungen voranzutre­iben. Entscheide­n müsse am Ende der Stadtrat, ob er einen neuen Bebauungsp­lan verabschie­det.

Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass Spielberge­r versuchen wird, eine eher dichte Wohnbebauu­ng genehmigt zu bekommen. Er argumentie­rt damit, dass die Tiefgarage­n-plätze für die Kongressha­llenbesuch­er allein nicht kostendeck­end seien, weil sie nur an einigen Tagen ausgelaste­t seien. Insofern müsse ihr Bau durch die Erträge der Wohnbebauu­ng „subvention­iert“werden.

Inwieweit die Stadt sich darauf einlassen wird, ist offen. Spielberge­r und die Augsburger Verwaltung haben nicht das einfachste Verhältnis zueinander, wie die Zahl der regelmäßig­en Gerichtste­rmine zeigt. Die städtische­n Überlegung­en für eine Tiefgarage mit 350 Plätzen unter der Gögginger Straße für Kongressha­llen-besucher werden zumindest momentan nicht fallengela­ssen. Die Stadt hatte die Planungen angestosag­t, ßen, nachdem sich im Parkhaus-eigentümer­streit jahrelang keine Bewegung abzeichnet­e. Man wolle nun einen Investor für die Realisieru­ng finden, so Baureferen­t Gerd Merkle. „Derzeit ist angedacht, die Planungen für die Tiefgarage weiter zu entwickeln“, sagt er. »Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Parkhaus am Kongress am Park ist seit Jahren eine Bauruine. Ein dort geplantes Wohnprojek­t scheiterte, ein Teil der Parkplätze ist nicht mehr zugänglich. Nun aber scheint sich die Situation zu ändern: Die beiden Haupteigne­r wollen sich einigen und...
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B. Spielberge­r

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