Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Weg frei für Abriss des Kongressparkhauses?
Stadtentwicklung Nach langem Streit ist eine Einigung zwischen den Immobilienunternehmern Bernhard Spielberger und Anton Lotter in Sicht. Geplant sind Wohnungen und eine sechsstöckige Tiefgarage. Doch ohne Weiteres geht das nicht
Sechs Jahre nach der Schließung des maroden Kongressparkhauses zeichnet sich jetzt eine überraschende Wende ab: Die beiden Teileigentümer Bernhard Spielberger und Anton Lotter, die sich seit Jahren beharken und deren Dauerstreit sowohl Sanierung als auch Abriss und Neubau verhinderte, haben sich offenbar geeinigt. Man stehe kurz vor einem Vertragsabschluss, bestätigen beide Immobilienunternehmer auf Anfrage. Sollte es zu der Einigung kommen, will Spielberger das Parkhaus am Rand des Wittelsbacher Parks abreißen und dort in Kombination mit einer Wohnanlage unterirdische Parkplätze errichten.
Der Streit über die Zukunft des Parkhauses zieht sich seit etlichen Jahren. Es gab mehrere Gutachten zur Standfestigkeit des Parkhauses – und etliche Gerichtsverfahren. In einer eigenwilligen Aktion hatte Spielberger, der in der Eigentümergemeinschaft die Mehrheit hat, 2012 einen Felsbrocken in die Einfahrt legen lassen, um eine weitere Nutzung der 400 oberirdischen Plätze zu verhindern. Das Parkhaus, begründete er, sei statisch nicht mehr sicher. Tagungsgäste und Konzertbesucher der Kongresshalle finden seitdem in unmittelbarer Nähe keine Parkplätze mehr. Als Ausweichplatz diente in den vergangenen Jahren der Parkplatz der 500 Meter entfernten Sporthalle – mit der Folge, dass Pendler, die ihr Auto dort sonst parken, an Tagen mit Kongressen in die Wohnstraßen des Antonsviertels drängen.
Laut Spielberger befinde man sich auf der Zielgeraden, was den Eigentümerwechsel betrifft. Lotter bestätigt, dass er seine Anteile am Parkhaus an Spielberger verkaufen werde. Zu Details wolle er sich nicht äußern, solange der Kauf nicht unter Dach und Fach ist. Bestandteil der angestrebten Lösung scheint zu sein, dass Spielberger auch diverse Eigentümer einzelner Stellplätze auszahlt. Damit wäre er – neben dem Hotel Dorint, das im Untergeschoss noch 150 Stellplätze hat – der alleinige Eigentümer.
Spielberger möchte eine sechsstöckige Wohnanlage mit darunterliegender Tiefgarage bauen. Sie soll bis zu sechs Stockwerke tief in die Erde gehen und Platz für mindestens 550 Autos (120 für Dorint, 300 für Kongresshalle und 130 für Anwohner) haben. Allerdings gibt der Bebauungsplan der Stadt eine solche Bebauung momentan nicht her. 2016 hatte der Stadtrat eine Bebauung beschlossen, die einen Erhalt oder Neubau des Parkhauses an jetziger Stelle vorsieht. Auf dem südlichen Nachbargrundstück könnte in wenigen Metern Abstand ein davorgesetztes Mehrfamilienhaus entstehen. Diese Pläne hätten eher den Vorstellungen Lotters und eines weiteren Immobilieninvestors, dem das Nachbargrundstück gehört, entsprochen. Durchsetzbar wären sie in naher Zukunft aber auch nicht gewesen, weil Spielberger die Mehrheit am Parkhaus hat und er gegen den Bebauungsplan klagte.
Unklar ist, wie es nun in absehbarer Zeit weitergeht. Spielberger dass er drei Varianten für eine Bebauung in der Hinterhand hat, die einen Wohnriegel oder eine U-förmige Bebauung mit Tiefgarage vorsehen. Vereinbar sind sie mit dem momentanen Bebauungsplan der Stadt aber nicht. Baureferent Gerd Merkle (CSU) sagt, dass es Spielberger freistehe, für ein neues Projekt Planungen voranzutreiben. Entscheiden müsse am Ende der Stadtrat, ob er einen neuen Bebauungsplan verabschiedet.
Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass Spielberger versuchen wird, eine eher dichte Wohnbebauung genehmigt zu bekommen. Er argumentiert damit, dass die Tiefgaragen-plätze für die Kongresshallenbesucher allein nicht kostendeckend seien, weil sie nur an einigen Tagen ausgelastet seien. Insofern müsse ihr Bau durch die Erträge der Wohnbebauung „subventioniert“werden.
Inwieweit die Stadt sich darauf einlassen wird, ist offen. Spielberger und die Augsburger Verwaltung haben nicht das einfachste Verhältnis zueinander, wie die Zahl der regelmäßigen Gerichtstermine zeigt. Die städtischen Überlegungen für eine Tiefgarage mit 350 Plätzen unter der Gögginger Straße für Kongresshallen-besucher werden zumindest momentan nicht fallengelassen. Die Stadt hatte die Planungen angestosagt, ßen, nachdem sich im Parkhaus-eigentümerstreit jahrelang keine Bewegung abzeichnete. Man wolle nun einen Investor für die Realisierung finden, so Baureferent Gerd Merkle. „Derzeit ist angedacht, die Planungen für die Tiefgarage weiter zu entwickeln“, sagt er. »Kommentar