Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lernen durch Schmerz
Wenn ein Dax-vorstand wirklich etwas auf sich hält, geht er vor Sonnenaufgang auf seine Jogging-runde. Zum Teambuildingwochenende jeder noch so kleinen Metzgerei in der russischen Tundra gehört natürlich eine Raftingtour und ein Ausflug in den Klettergarten. Ehemalige Profisportler halten Motivationsreden auf Kongressen. Auf der anderen Seite profitieren Athleten von vielen Apps. Wie schnell darf ich laufen? Kann ich mir noch mal die Körpertäuschung von meinem Gegenspieler anschauen? Sport und Wirtschaft profitieren voneinander.
Eine Vorreiterrolle nimmt dabei Apple ein. Die Uhren der amerikanischen Steuervermeider messen den Puls. Über das iphone lassen sich viele kleine Helfer-programme öffnen. Auf eine Innovation trafen die Entwickler aber eher zufällig. Das neue Hauptquartier in Kalifornien besteht hauptsächlich aus Glas. Fassade, Wände, Türen – alles Glas. Das wiederum führte dazu, dass etliche Mitarbeiter ohne präzisen Orientierungssinn schmerzhaft feststellen mussten, dass man eben nicht mit dem Kopf durch die Wand kommt. Ihre Laufwege waren noch nicht auf die Architektur abgestimmt. Oder, um es mit Apple zu sagen: Synchronisation fehlgeschlagen.
Laufwege sind in vielen Sportarten mitentscheidend über Sieg oder Niederlage. Immer wieder scheitern Trainer daran, ihren Schützlingen einzubläuen, wohin sie sich in unterschiedlichen Situationen zu bewegen haben. Hier kommen die Apple-entwickler ins Spiel. Sie könnten virtuelle Wände auf das Feld projizieren. Wer dagegen läuft, erhält einen Stromschlag. Passiert das wiederholt, wird der Schlag stärker. Lernen durch Schmerz ist in vielen Sportarten seit jeher ein oft praktiziertes pädagogisches Modell. Felix Magath hat es darin und damit zur Meisterschaft gebracht.
Derzeit ist er arbeitslos. Vielleicht denkt man in Kalifornien über seine Verpflichtung nach. Dann müssten sich die Angestellten keine Wege merken. Dank Magath würden sie einfach durch die Glaswand schreiten.