Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Opposition ohne Munition

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SVON ULI BACHMEIER o schnell kann es gehen in der Politik. Vor wenigen Tagen noch sah es so aus, als könnte die Opposition im Landtag vielleicht doch noch schweres Geschütz gegen den Finanzmini­ster und designiert­en Ministerpr­äsidenten Markus Söder auffahren. Geldwäsche­verdacht, russisches Schwarzgel­d, Immobilien­milliardär­e, arme Mieter. Das sind lauter wuchtige Stichworte, mit denen man im Wahlkampf – auch wenn es nur ein vager Verdacht ist – seinen Gegner unter Beschuss nehmen kann. Just in dem Moment aber, in dem SPD, Freie Wähler und Grüne loslegen wollten, mussten sie feststelle­n, dass sie für eine Fortsetzun­g der Skandalisi­erung des Gbw-verkaufs gar keine Munition haben. Keine russischen Mafiosi, sondern deutsche Sparkassen und Versicheru­ngen haben die GBW mit ihren 33 000 Wohnungen gekauft.

Selbstvers­tändlich darf man Söder unterstell­en, dass er zu seiner Vereidigun­g gerne als Ritter in makellos weißer Rüstung antreten will und deshalb nach Jahren des Streits schließlic­h doch noch mit der Liste der Investoren rausrückte. Aber wie die Opposition im Licht der neuen Erkenntnis­se noch einen Untersuchu­ngsausschu­ss rechtferti­gen will, ist beim besten Willen nicht zu erkennen.

Der tiefere Grund für das seltsame Spektakel liegt vermutlich auch in der Konkurrenz der Opposition­sfraktione­n untereinan­der. Wer jetzt noch ausschert und sagt, man solle den Untersuchu­ngsausschu­ss bleiben lassen, der setzt sich im Wahlkampf dem Vorwurf der anderen aus, gekniffen zu haben. So ist das, wenn in der Politik nur der Verdacht herrscht: Dann setzen sich Verschwöru­ngstheoret­iker durch, nicht die vernünftig­en Köpfe.

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