Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eine Ideenschmiede für junge Firmen
Wirtschaft Wer ein Unternehmen gründen will, braucht Unterstützer. In dieser Phase hilft das Umwelt-technologische Gründerzentrum mit günstigen Mieten und einem großen Netzwerk. Die Ökologie spielt eine große Rolle
Es duftet nach Schokolade in der Werkstatt von Florapower. In der Raummitte steht eine beeindruckende Pflanzenölpresse, mit der Öl aus Saatgut gewonnen werden kann. Mitarbeiter Ralf Stein hat die Kakaobohnen, die zuvor geröstet und geschält wurden, gemahlen. Das Resultat ist eine blassgelbe Masse, die himmlisch duftet – Kakaobutter. Sie ist das Ausgangsmaterial für die Schokoladenproduktion. Auch der Pressrückstand wird weiterverarbeitet; der getrocknete Kakaopresskuchen wird zu Kakaopulver.
Das Unternehmen Florapower mit Geschäftsführer Konstantin Bill und Thomas Kühnel ist seit mehreren Jahren im Umwelt-technologischen Gründerzentrum, kurz UTG, beheimatet. Der Gebäudekomplex im Umweltpark in Lechhausen ist eine Einrichtung, die für Jungunternehmen Entwicklungsraum bietet. Deutschlandweit gibt es viele dieser Gründerzentren.
Das im März 1998 gegründete UTG feiert am heutigen Freitag sein 20-jähriges Bestehen. Es ist bundesweit das einzige Gründerzentrum, das sich auf das Thema Ökologie spezialisiert hat. „Da sich die Regi- Schwaben in diesem Sachgebiet positioniert hat, lag der Standort auf der Hand“, sagt Geschäftsführer Alfred Kailing. Nach der Eröffnung wurde der Platz im ersten Gebäude schnell knapp, sodass man das Zentrum im Herbst 2010 um zwei weitere Gebäude ergänzt habe, sagt Zentrumsmanagerin Viola Rückert. Heute sind auf einer Fläche von knapp 4 000 Quadratmetern Büroräume, Werkstätten und Laborflächen angesiedelt. „Bayernweit sind wir eines der größten Gründerzentren“, sagt sie.
Auch das Ingenieurbüro Johannes Ranzmeyer ist seit vier Jahren im UTG zu finden. „Wir bauen und planen energieeffiziente Häuser“, sagt Mitarbeiter Michael Heider. Das Unternehmen macht sich den umweltschonenden Einsatz von Ressourcen zur Aufgabe. Er sagt: „Das Gründerzentrum bietet ein tolles Netzwerk und unterstützt den Austausch mit anderen Jungunternehmen im Haus.“Zusammen mit Dilligence Systems, ebenfalls im UTG ansässig, habe man ein gemeinsames Patent entwickelt. Obwohl die Gebäudetechnik der Passivhäuser erst seit knapp zehn Jahren bekannt sei, habe sein Chef bereits davor mit energieeffizienten experimentiert. „Da ein solches Gebäude ohne konventionelles Heizverteilsystem auskommt, sind die Energiekosten – Strom, Warmwasser und Heizung eingeschlossen – deutlich geringer“, sagt Heider. Im Moment sucht das Unternehmen nach einem neuen, eigenen Standort.
Die durchschnittliche Verweildauer der Gründerfirmen im UTG betrage fünf Jahre, sagt Kailing. Zu diesem Zeitpunkt könnten die Betriebe den Mietvertrag auch noch einmal verlängern. „Momentan gibt es eine Warteliste, alle unsere Räumlichkeiten sind vergeben“, sagt Viola Rückert.
In der Zukunft möchte das Zentrum verstärkt auf die Digitalisierung eingehen, sagt Geschäftsführer Kailing. „Die Umwelttechnologie wird sich über kurz oder lang inhaltlich neu ausrichten müssen.“Plasmion, ein Unternehmen das im Mai neu in das UTG einziehen werde, sei ein gutes Beispiel dafür. Das Jungunternehmen aus München hat in diesem Jahr den Businessplan Wettbewerb Schwaben des Förderprojekts Baystartup gewonnen. „Ihr Projekt lässt sich mit einer Hundenase vergleichen“, sagt Kailing. Die „elektronische Nase“könne Pestizion de und Schadstoffe schneller als herkömmliche analytische Verfahren feststellen. Die Geruchssensoren der „Nase“eröffneten so komplett neue Anwendungsmöglichkeiten.
Auch den Kontakt zu Betrieben, die bereits ausgezogen sind, pflegt das Zentrum weiter. Das Unternehmen GP JOULE zum Beispiel startete 2008 im UTG und ist mit knapp 200 Mitarbeitern mittlerweile auch in Nordamerika ansässig. Die Geschäftsführer Heinrich Gärtner und Ove Petersen, die sich im Studium kennengelernt haben, haben sich eihäusern
Wissenswertes über das UTG
Das Umwelt Technologische Grün derzentrum (UTG) im bayerischen Zentrum für Umweltkompetenz und Ressourceneffizienz wurde 1998 ge gründet. Seither wurden im UTG, an gesiedelt im Umweltpark Augsburg, 140 Firmen betreut.
Das UTG eröffnet Gründern ein Netzwerk, das die Universität, Hoch schule und zahlreiche Forschungsein richtungen einschließt. Drei Gebäu de stellen flexibel gestaltbare Büro Werkstatt und Laborflächen ab 14 Quadratmetern zur Verfügung. Zusätz , ner zukunftsträchtigen Nutzung von Sonne, Wind und Biomasse verschrieben. Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung des Umwelttechnologischen Gründerzentrums präsentiert der Betrieb heute vor den teilnehmenden Gästen seine Energie- und Mobilitätskonzepte. „Unser Ziel ist es aufzuklären und Impulse zu setzen“, sagt Projektleiterin Annette Gärtner. Speziell für Kommunen hätten erneuerbare Energien ein enormes Potenzial. Ihnen käme eine besondere Verantwortung und Vorbildfunktion zu.