Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Schulschluss“für den Lehrer Chef
Abschied Schulamtsleiter Claus Appel geht in den Ruhestand und plant einen Neuanfang
Ein schöneren Ende seines Berufslebens hätte sich Claus Appel nicht wünschen können: Der Leiter des Staatlichen Schulamts nahm bei einer Referendarin die Lehrprobe, die praktische Prüfung im Unterrichten, ab. Das, was der 65-Jährige in einer Klasse der Löweneck-schule in Oberhausen sah, gefiel ihm sehr. Die junge Kollegin habe ihre Aufgabe fantastisch umgesetzt, lobt er.
Dass einen guten Lehrer nicht nur Fachwissen, sondern auch Herzblut ausmacht, betont Appel immer wieder. Er hat sich die Empathie bewahrt. „Die Schule hat sich weiterentwickelt, geblieben ist die Liebe zum Beruf und die Wertschätzung gegenüber den Kindern.“
Als der gebürtige Münchner nach dem Studium vor 43 Jahren als Pädagoge anfing, konnte er die Schüler mit Migrationshintergrund noch an einer Hand abzählen. Heute stellen sie in vielen Grund- und Mittelschulen die Mehrzahl.
Appels Laufbahn vom Lehrer über den Konrektor und Schulleiter bis zum Schulrat in Augsburg (ab 2003) und schließlich Schulamtschef brachte für ihn einen Perspektivwechsel mit. Zuletzt war er für 14 000 Schüler und 1500 Lehrkräfte an 49 Grund- und Mittelschulen in der Stadt zuständig, ohne selbst noch zu unterrichten. Er hat daran Gefallen gefunden. Dass in der Ära von Ministerpräsident Stoiber schon einmal die Auflösung der Aufsichtsbehörde ein Thema war, lässt Appel noch immer den Kopf schütteln. Schulämter seien ein wichtiges Bindeglied zwischen den Schulen und dem Kultusministerium und der Motor vieler Umwälzungen. „Augsburg war und ist in vielen Dingen Vorreiter“, blickt der 65-Jährige auf die Arbeit mit seinem Team in der Gögginger Straße zurück.
Am Donnerstag, seinem allerletzten Arbeitstag, verabschiedete er sich von seinen Kollegen aus Schulamt und -referat. Und dann setzte sich der Pendler in den Zug in seine Heimat Schrobenhausen – wie immer in seinen 14 Augsburger Jahren. Ganz bewusst entschied sich Appel auch vor Ort für öffentliche Verkehrsmittel. Seine Schulen erreichte er in Bus und Tram. Die vielen Eindrücke, die ihm die Stadt und den sozialen Wandel nähergebracht hätten, wolle er nicht missen. Leicht fällt dem leidenschaftlichen Kaffeetrinker der Eintritt in den Ruhestand nicht, zumal seine Stelle ausgeschrieben, aber noch nicht besetzt ist. Gleichzeitig freut er sich auf den neuen Lebensabschnitt, der aller Voraussicht nach mit einem örtlichen Neuanfang verbunden ist. Mit seiner Frau möchte er ins Chiemgau umziehen, einer Gegend mit hoher Lebensqualität. Den ersten Schritt weg von der Hektik hat er bereits hinter sich. Appel hat seine Armbanduhr abgelegt. „Ihr habt die Uhr und ich habe die Zeit“, sagt er mit einem schelmischen Grinsen.