Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Innogy Zerschlagung bringt viel Unruhe
Aktionärstreffen Stellen sind gefährdet, Kommunen prüfen den Ausstieg aus Verträgen
Essen Gut sechs Wochen nach der überraschenden Ankündigung der Energieriesen Eon und RWE, die Rwe-tochter Innogy zu zerschlagen, sind die Folgen des Megadeals für Verbraucher, Beschäftigte und Aktionäre unklar. Bei der Innogyhauptversammlung sagte Vorstandschef Uwe Biggs, die meisten Detailfragen seien „weiterhin offen“. Weder gebe es von Eon ein Übernahmeangebot für die Innogyaktionäre, noch bestehe eine Zusage, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Eon will nach der Übernahme 5000 Stellen streichen.
Geklärt ist bei Innogy dagegen, wer die Firma bis zum vermutlichen Ende 2019 führen wird. Interimschef Tigges wurde zum offiziellen Vorstandschef bestellt. Er hatte das Amt im Dezember 2017 übergangsweise übernommen, nachdem sich Innogy von Peter Terium getrennt hatte. Der Niederländer erhält eine Abfindung von rund 12 Millionen Euro. Das seien 5,3 Millionen Euro weniger, als er bei Erfüllung seines Vertrages bekommen hätte.
Beunruhigt sind auch die Kommunen. Innogy ist an rund 100 Stadtwerken und regionalen Versorgern beteiligt und besitzt rund 3000 Stromnetz-konzessionen, nicht nur in NRW. Die Verbindungen bestehen oft seit Jahrzehnten. Jetzt will Eon das lukrative Geschäft der Strom- und Gasnetze übernehmen und zum neuen Partner der Kommunen werden. Nicht überall kommt das gut an. Einzelne Kommunen prüfen, ob in Verträgen vereinbarte Sonderkündigungsrechte genutzt werden können, um sich nach anderen Partnern umzusehen oder Stadtwerke ganz in kommunale Hand zurückzuholen.
Offen sind auch die Folgen für die Kunden. Die Analysten-firma Enet hat sich die Folgen des Deals genauer angesehen und Deutschland in rund 17 000 kleine Einheiten zerlegt. In gut jeder zweiten wird Eon künftig der Grundversorger sein.
Innogy hat auch Beziehungen in unsere Region: Es ist die Muttergesellschaft der Lechwerke in Augsburg.