Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Was bitte bringt ein Staatstheater?
Bayern übernimmt die Hälfte der Betriebskosten fürs Dreispartenhaus. Langfristig wird Augsburg dadurch aber kaum Geld sparen. Das ärgert manche – doch dazu besteht kein Grund
Knapp zwei Jahre ist es her, da stand der damalige Finanzminister Markus Söder fassungslos im Großen Haus des Theaters. Kurz vorher hatte er bei einer Pressekonferenz verkündet, dass der Freistaat über 100 Millionen in die Sanierung des Theaterstandorts investieren wolle. Wie notwendig die Stadt das Geld hat, sah er bei jenem Rundgang hinter die Kulissen. Mitglieder der kleinen Gruppe, die Söder begleiteten, erinnern sich an folgende, sinngemäß wiedergegebene Worte: Da könne langfristig nur ein Staatstheater helfen.
Nun ist Söder seit gut zwei Monaten bayerischer Ministerpräsident, schon macht er seine Ankündigung wahr: Augsburg wird ab 1. September Staatstheater. Es wird das fünfte sein in Bayern. Die drei Münchner Häuser – Staatsoper samt Staatsballett, Staatsschauspiel und Gärtnerplatztheater – hatte das Land einst von den Wittelsbachern „geerbt“. Lange blieb es bei diesen drei Standorten, bis 2005 auch Nürnberg – Söders Geburtsstadt– in den Rang eines staatlichen Theaters aufstieg. Und jetzt also Augsburg.
Kunstministerin Marion Kiechle kam am Freitag nach Schwaben, um die Vereinbarung zwischen Stadt und Freistaat zu bestätigen. Gleichzeitig nahm sie all jenen den Wind aus den Segeln, die eine Verstaatlichung vor allem aus Kostengründen befürworten: Auch wenn sich die Stadt vorerst Geld spare, weil München bald 50 statt 34 Prozent der Betriebskosten übernehme, sei die Übernahme nicht als „Sparbüchse“der Stadt gedacht.
Was also bedeutet das neue Konstrukt für Augsburg? Zunächst einmal ist es kein Ausverkauf der städtischen Kultur, wie er der hiesigen Regierung vor sechs Jahren nicht ganz zu Unrecht vorgeworfen wurde. Damals war die Staatsund Stadtbibliothek in den Besitz des Freistaats übergegangen. Augsburg hatte sich weder Unterhalt noch Sanierung länger leisten können. Diese Beweggründe standen zwar auch beim Theater im Vordergrund. Doch diesmal hat sich die Stadt ihr Mitspracherecht bewahrt: Gebäude und Grundstücke bleiben in ihrem Besitz.
Der Stiftungsrat des Staatstheawerden. Gremium einstimmig fallen müssen, wird die Stadt auch künftig ein Wort mitreden, wenn es zum Beispiel um die Besetzung der Intendantenstelle geht. Die inhaltliche Ausrichtung des fünften bayerischen mit rund 70 Mitgliedern – werden langfristig zum A-orchester mit bis zu 99 Musikern. Was dies für die Personalkosten, den größten Posten im Haushalt des Theaters, bedeutet, ist klar – zumal Musiker eines A-orchesters besser verdienen. Sie können im Gegenzug aber auch anspruchsvollere Stücke spielen.
Und hier sind wir bei dem Punkt, den der Freistaat als wichtigsten Grund einer Verstaatlichung nennt: Die Qualität des Theaters Augsburg soll „perspektivisch erhöht“