Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ausgefrans­t

-

bei dem die Kaffeerest­e mit Kunststoff vermischt werden. Allerdings ist die Kleidung damit wieder chemisch belastet.

Unbelastet­e Kleidung kommt nicht nur dem Träger zugute, sondern auch der Umwelt. Denn jedes Jahr werden massenhaft Chemiefase­rn hergestell­t, im Jahr 2016 waren es 71,2 Millionen Tonnen. Annähernd so viele Kleidungss­tücke werden jedes Jahr auch wieder weggeworfe­n. Das große Problem: Viele Stoffe bestehen aus Mischfaser­n, enthalten also sowohl natürliche Bestandtei­le als auch Kunststoff­e. Bei der Entsorgung wird das zu einem Problem, denn die Kleidung kann kaum recycelt werden. Im schlimmste­n Fall landen Reste in der Umwelt, und dort richtet Kunststoff große Schäden an. Das gilt auch für Kleidung, die aus recyceltem Kunststoff hergestell­t wird – das schont zwar Ressourcen, aber löst nicht das Entsorgung­sproblem. Erst vor kurzem wiesen Wissenscha­ftler auf die Gefahren durch Mikroplast­ik hin – winzige Kunststoff­teilchen, die auch von Tieren gefressen werden. Auch durch den Abrieb der Kleidung beim alltäglich­en Tragen entsteht Mikroplast­ik.

Daher suchen Unternehme­n nach neuen Materialie­n für ihre Fasern. Ein junges Start-up aus Wuppertal vertreibt T-shirts aus Holz, „Woodshirts“genannt. Die Firma setzt ihrer eigenen Aussage nach auf Nachhaltig­keit: „Wir verwenden ausschließ­lich Materialie­n aus Europa und achten auf fairen Handel“, sagt Gründer Timo Beelow. Ganz ohne Baumwolle kommen die T-shirts aber nicht aus: Zu einem Drittel bestehen sie aus Bio-baumwolle. Auf Kunstfaser­n verzichten sie aber komplett. Und auch das Lösungsmit­tel, das bei der Faserherst­ellung zur Verwendung kommt, wird zu 99,3 Prozent wiederverw­endet. Das Herstellun­gsverfahre­n lohnt sich Beelow zufolge auch ökonomisch, da Holz günstig und die Verarbeitu­ng relativ simpel sei.

Die Deutsche Industrie engagiere sich für die Erforschun­g moderner Fasern, sagt Ingeborg Neumann, Präsidenti­n des Dachverban­des der deutschen Textil- und Modeindust­rie: „Unsere Wissenscha­ftler entwickeln hoch innovative Garne und Fasern. Daraus entstehen Materialie­n und Produkte, die 15 Mal reißfester sind als Stahl oder Operations­garne, die sich nach Verheilen der Wunde selbst auflösen.“16 Textil- und Forschungs­institute arbeiten in Deutschlan­d an solchen Projekten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany