Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

André Hahn wird es allen zeigen

- VON ROBERT GÖTZ robert.goetz@augsburger allgemeine.de

Als sich André Hahn am 10. Mai 2014 vom FC Augsburg verabschie­dete, tat er das mit Stil. Nicht nur, dass der Rechtsauße­n im letzten Punktspiel der Saison in der Wwkarena gegen Eintracht Frankfurt in der 80. Minute den 2:1-Siegtreffe­r erzielt hatte. Nach dem Schlusspfi­ff verneigte er sich dann auch noch tief vor den FCA-FANS und in der Mixed-zone kämpfte er bei seinen Abschiedsw­orten mit den Tränen: „Ich kann einfach nur Danke sagen an den ganzen FCA, an den ganzen Verein, an die ganzen Fans. Es waren unglaublic­h schöne anderthalb Jahre und ich habe sie sehr genossen.“

Dass er vier Jahre später zum FCA zurückkehr­en würde, hatten damals weder er noch die Fans noch die Verantwort­lichen gedacht. Denn unglaublic­h war der Aufstieg des Drittliga-kickers André Hahn, der in 18 Monaten nach seinem Wechsel von den Offenbache­r Kickers zum FCA zum Nationalsp­ieler gereift war, wirklich. Nur drei Tage nach dem Frankfurt-spiel wechselte ihn Bundestrai­ner Löw beim Freundscha­ftsspiel gegen Polen (0:0) in Hamburg nach der Halbzeit ein. Es sollten zwar die einzigen 45 Minuten bleiben, der WM-ZUG war dann doch ohne Hahn abgefahren, doch längst waren andere Klubs auf ihn aufmerksam geworden.

Sein Wechsel zu Borussia Mönchengla­dbach, das mit einem Vierjahres-vertrag und einem Millionen-gehalt lockte, war schon in trockenen Tüchern. Für die festgeschr­iebene Transfersu­mme von 2,2 Millionen Euro hatte Gladbach zugegriffe­n. Hahn spielte in den kommenden drei Jahren dort Champions-league, erzielte in insgesamt 68 Bundesliga­spielen 14 Tore. In Erinnerung blieb aber am meisten der Moment, als ihm der Schalker Johannes Geis Ende Oktober 2015 mit einem Horror-foul den linken Schienbein­kopf brach und den Außenmenis­kus zerriss. Hahn kämpfte sich nach fünf Monaten zurück.

Doch Trainer Dieter Hecking setzte immer weniger auf die Physis von Hahn, sondern immer mehr auf Ballkünstl­er wie Jonas Hofmann, Patrick Hermann oder Raffael. Als sich dann im Sommer 2017 der damalige Hsv-vorstandsc­hef Heribert Bruchhagen und damalige Trainer Markus Gisdol um ihn bemühten, ergriff Hahn die Chance,

NVON ROBERT GÖTZ atürlich wird es FCA-FANS geben, die die Hahn-rückholakt­ion skeptisch beurteilen. Hahn hat in den letzten eineinhalb Jahren und besonders nach seinem Wechsel zum Hamburger SV, aus welchen Gründen auch immer, sportlich enttäuscht. Das ist Fakt. Da muss er seine Kritiker nun erst einmal überzeugen. Die Messlatte in Augsburg liegt hoch. Denn der Hahn 2018 wird mit dem von 2014 verglichen werden. Es gibt Beispiele in der Bundesliga, die belegen, dass Spieler große Probleme hatten, diesen Ansprüchen zu genügen. Mario Götze und Shinji Kagawa vom Borussia Dortmund sind zwei prominente Vertreter.

Es gibt aber auch genügend Beispiele, die das Gegenteil belegen. Werder Bremen hat mit den Comebacks von Torsten Frings oder Max Kruse gute Erfahrunge­n gemacht. Hahn wird alles beim FCA versuchen, um vor allem das Jahr beim HSV vergessen zu machen. Mit seiner Willensstä­rke, seinem physischen Spiel und seiner Kopfballst­ärke passt er ideal zum einfachen Umschaltsp­iel des FCA. In Gladbach, wo sich immer mehr feinmaschi­ges Ballbesitz­spiel entwickelt hat, war für ihn kein Platz mehr. Der FCA bekommt einen Spieler mit Charakter, der sich zerreißen wird, um die Kritiker zu überzeugen. Und mit Spielern, die beim HSV nicht zurechtkam­en, hat der FCA zuletzt gute Erfahrunge­n gemacht, wie man bei Michael Gregoritsc­h gesehen hat.

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