Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie eine Digitalste­uer gegen Trump helfen könnte

Analyse Ifo-experte Felbermayr spricht sich dafür aus, die Umsätze von Us-riesen wie Google oder Facebook in Europa zu besteuern. Das könnte eine wirkungsvo­lle Waffe in einem sich verschärfe­nden Handelskon­flikt mit den USA werden

- VON STEFAN STAHL

München Das exportstar­ke Deutschlan­d hat einem Österreich­er eine interessan­te Erkenntnis zu verdanken. Sie könnte zu einer wirkungsvo­llen argumentat­iven Waffe im Handelskri­eg mit den USA werden. Denn der in Steyr geborene Volkswirts­chafts-professor Gabriel Felbermayr fand heraus, dass der Handelskon­flikt auch aus Sicht von Donald Trump eine „wirtschaft­liche Torheit“ist. Schließlic­h stünden in der Summe für den Us-präsidente­n genauso viele Geschäfte auf dem Spiel wie für die Europäer in den USA, erklärt der Leiter des Zentrums für Außenwirts­chaft des Münchner Ifoinstitu­ts, unserer Zeitung.

Felbermayr hat auf Grundlage umfangreic­hen Us-zahlenmate­rials recherchie­rt, die Leistungsb­ilanz ropa muss dort ansetzen, wo die Amerikaner das Geld verdienen. Zum Beispiel mit einer Digitalste­uer auf Online-dienstleis­tungen.“Felbermayr hofft, mit diesem Trumpf im Ärmel könne ein echter Handelskon­flikt vielleicht vermieden werden. Eine solche Digitalste­uer, die vor allem Us-giganten wie Google und Facebook treffen würde, wird auf Eu-spitzenebe­ne seit längerem heiß diskutiert. Nach einem Brüsseler Konzept könnten die Internetko­nzerne in Europa mit drei Prozent Umsatzsteu­er belangt werden. Da käme einiges zusammen.

Dazu müsste auf Eu-ebene zunächst aber ein einheitlic­her Beschluss gefasst werden. Doch dieser Traum Felbermayr­s „wird auf absehbare Zeit nicht Realität“, glaubt jedenfalls Ferber. Denn während Deutschlan­d und Frankreich hinter der Digitalste­uer stünden, würden Länder wie die Niederland­e nicht mitziehen.

Somit fehlt Europa in einem sich hochschauk­elnden Handelskon­flikt mit den USA noch eine entscheide­nde Waffe. Eine Digitalste­uer wäre nämlich ein starkes Druckmitte­l, nachdem die Europäisch­e Union zunächst auf Us-zölle mit Strafzahlu­ngen gegen amerikanis­che Produkte wie Orangensaf­t, Whiskey, Jeans und Harley-davidsonmo­torräder reagiert hat. Am Ende will Trump ja so lange hart bleiben, bis „keine Mercedes-modelle mehr auf der Fifth Avenue in New York rollen“. Zu der knackigen Drohung sagt Ferber im Gespräch mit unserer Zeitung: „Solche Sätze kennt man eher aus Nord-korea oder Kuba, nicht aber aus der freien Welt.“

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G. Felbermayr

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