Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Geht es im Haushalt ohne Plastik?

Serie Putz-, Reinigungs- und Waschmitte­l sind fast ausnahmslo­s in Kunststoff-flaschen verpackt. Das ist eine echte Herausford­erung für Menschen, die plastikfre­i leben wollen

- VON KERSTIN MOMMSEN

Augsburg Seit Januar versuche ich nun, mit meiner Familie auf Plastik zu verzichten, wo es nur geht. Bei der letzten Abholung brauchten wir nur noch einen einzigen gelben Sack vor die Tür stellen, doch ich fürchte, viel weniger werden wir nicht mehr schaffen. Ein riesiges Problem sind die vielen Dinge, an die wir uns im Haushalt gewöhnt haben und die fast ausnahmslo­s aus Plastik sind. Allein die Verpackung­en der Putzmittel in der Waschküche würden locker zwei gelbe Säcke füllen. Hier unser Überblick, wo wir schon Plastik vermeiden und wo nicht.

Waschmitte­l Bis zu dem Zeitpunkt, als wir mit unserem „Plastikpak­t“begonnen haben, habe ich mir nicht sonderlich viele Gedanken darüber gemacht, wie mein Waschmitte­l verpackt ist. Seit Jahren schon griff ich zu der gewohnten Packung, natürlich war diese aus Kunststoff. Nun aber kaufe ich wieder die gute alte Pappbox, in der das Waschmitte­l sogar einfach so eingefüllt ist – der Plastikmül­l reduziert sich einzig auf die Tragelasch­e. Das funktionie­rt wunderbar und ich habe sogar den Eindruck, dass ich mit dem „normalen“Waschpulve­r deutlich mehr dreckige Wäsche durchschle­use.

Internet kursieren viele Tricks, wie man mit Hausmittel­n eigenes „Waschpulve­r“herstellen kann – etwa aus Efeublätte­rn und Essig oder mit einer Waschnuss. Die Firma Sonett aus dem Deggenhaus­ertal stellt Wasch- und Putzmittel her, die keine Inhaltssto­ffe enthalten, die als umweltschä­dlich gelten, und sie sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar. In den Unverpackt­läden kann man die Sonett-mittel selbst abfüllen oder sie im Internet bestellen – allerdings sind die Produkte dann in Kunststoff-flaschen verpackt.

Geschirrsp­ülmittel Spülmaschi­nen-tabs waren eines der ersten Dinge, die von meiner Einkaufsli­ste gestrichen wurden. Jeder einzelne Tab ist mit Plastik umhüllt – ich frage mich, wozu das nötig ist. Erstens nervt die Fummelei gewaltig, wenn man die Dinger aus der Verpackung bekommen muss, zweitens ist gar nicht einzusehen, warum die Tabs nicht lose in die Pappverpac­kung gefüllt werden können. Ich benutze nur noch Spülmaschi­nenpulver, das ich entweder im Unverpackt-laden besorge oder im Pappkarton. Es gibt auch Tabs mit einer Folie, die sich auflöst.

Putzmittel Parkett-, Boden-, Universal-, Essig-, Glas-, WC- oder Badreinige­r – es ist unglaublic­h, für was es alles Produkte gibt. Und jedes Reinigungs­mittel ist ausnahmslo­s in einer Plastikfla­sche zu kaufen. Immer neue Produkte ersinnt die Industrie und macht uns glauben, dass wir sie brauchen. Seit ich versuche, auf Plastik zu verzichten, fällt mir erst auf, wie irrsinnig das ist, wie viel Chemie in den Produkten steckt und wie oft auch Mikroplast­ik.

Bei dem Online-anbieter Villa Lavanda bin ich fündig geworden und habe gleich drei wunderbare plastikfre­ie Haushaltsr­einiger gefunden, die genauso gut sind wie ihre handelsübl­ichen Plastik-pendants. Küchen-, Glas- und Kalkreiim niger reichen aus, um einen normalen Haushalt sauber zu bekommen. Auch wenn die Produkte teurer sind, gebe ich das Geld gerne dafür aus, denn die Reiniger sind frei von Chemie und werden in Glasflasch­en geschickt.

Im Grunde könnte ich auch meine Putzmittel selbst anrühren, Rezepte dazu haben eingefleis­chte Plastikver­meider zuhauf ins Internet gestellt, aber auch in diesem Fall fehlt mir dazu der Nerv und die Zeit. Es wird noch einige Zeit dauern, bis unsere Altbeständ­e aufgebrauc­ht sind. Danach aber werde ich versuchen, mit viel weniger Putzmittel­n auszukomme­n als bisher. Eine echte Alternativ­e sind für mich auch die Frosch-produkte. Deren Reiniger sind zwar in Plastikfla­schen abgefüllt, diese bestehen aber zu hundert Prozent aus Altplastik, teilweise auch aus Recyclat aus dem gelben Sack.

Putzlappen Wussten Sie, dass die Mikrofaser­lappen, die es überall gibt, bei jeder Verwendung Mikroplast­ik ins Abwaschwas­ser abgeben? Ich wusste das bisher auch nicht. Ich habe mittlerwei­le umgestellt auf Schwämme und Putzlappen, die aus Naturfaser­n hergestell­t werden. Auch Spülbürste­n gibt es aus Bambus oder Holz, eine problemlos­e Umstellung.

 ?? Fotos: Fotografie Trautmann ?? In Unverpackt Läden sind manchmal Reinigungs­mittel offen erhältlich. Spülmaschi­nen oder Glasreinig­er wandert in mitgebrach­te Dosen. FREIBAD
Fotos: Fotografie Trautmann In Unverpackt Läden sind manchmal Reinigungs­mittel offen erhältlich. Spülmaschi­nen oder Glasreinig­er wandert in mitgebrach­te Dosen. FREIBAD
 ??  ?? Unsere Autorin ärgert sich, Putzmittel in Plastikfla­schen sind. wie viele verpackt
Unsere Autorin ärgert sich, Putzmittel in Plastikfla­schen sind. wie viele verpackt

Newspapers in German

Newspapers from Germany