Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Söder und Herrmann verteidige­n ihren Asylplan

Flüchtling­e Der Innenminis­ter bekräftigt, dass alle Zusagen an die Kommunen mit Ankerzentr­en eingehalte­n werden. Der Standort Donauwörth werde Ende 2019 geschlosse­n. Grünen-politikeri­n Roth spricht von „hetzerisch­er Symbolpoli­tik“

- VON ULI BACHMEIER

München Die Staatsregi­erung hat den umstritten­en bayerische­n Asylplan beschlosse­n und gegen Kritik verteidigt. Ministerpr­äsident Markus Söder sagte am Dienstag nach der Sitzung des Kabinetts: „Mit dem Asylplan machen wir Tempo für eine Asylpoliti­k, die Probleme nicht auf die lange Bank schiebt, sondern anpackt und löst.“Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) bemühte sich, Bedenken an den Standorten der sieben geplanten Ankerzentr­en zu zerstreuen: „Gegenüber allen Standortko­mmunen werden alle Zusagen, die gemacht wurden, auf jeden Fall eingehalte­n.“Der Standort Donauwörth werde, wie versproche­n, am 31. Dezember 2019 geschlosse­n.

Wie berichtet, will die Staatsregi­erung mit einem Bündel von Maßnahmen für schnellere und effektiver­e Asylverfah­ren sorgen, die Ausreise von abgelehnte­n Asylbewerb­ern beschleuni­gen und Abschiebun­gen konsequent­er vollziehen. Neu ankommende Asylbewerb­er sollen in Ankerzentr­en untergebra­cht werden, in denen die Verfahren abgewickel­t werden. Die Flüchtling­e sollen dort überwiegen­d Sachleistu­ngen statt Bargeld bekommen, um „falsche Anreize für mehr illegale Wirtschaft­smigration“zu verringern. Gleichzeit­ig soll ein Rückführun­gsprogramm die Bereitscha­ft zur freiwillig­en Ausreise steigern. Wo Abschiebun­gen nötig sind, soll dies mit Abschiebeh­aft und eigenen Charterflü­gen der bayerische­n Polizei durchgeset­zt werden.

„Die Debatten um das Bamf (Bundesamt für Migration und Flüchtling­e) haben das Vertrauen in den Rechtsstaa­t tief erschütter­t“, sagte Söder. Die Staatsregi­erung wolle zeigen, „dass unser Rechtsstaa­t funktionie­rt und dadurch Vorbild für Deutschlan­d sein“. Wer nach Deutschlan­d komme und als Flüchtling anerkannt werde, solle „die besten Startchanc­en“haben. Wer kein Bleiberech­t habe, müsse das Land so schnell wie möglich verlassen. Herrmann sagte: „Wir machen deutlich, dass das, was von der CSU in den Koalitions­vertrag eingebrach­t wurde, auch umgesetzt werden kann.“

Nicht festlegen wollten sich Söder und Herrmann in der Frage, ob Bayern auf Dauer sieben Ankerzentr­en brauchen werde. Herrmann wies darauf hin, dass die Zahl der Flüchtling­e, die vom Staat untergebra­cht werden müssen, sich in den vergangene­n zwei Jahren von 155000 auf rund 100000 verringert habe und dass es gelungen sei, die Dauer der Verfahren beim Bamf und bei den Verwaltung­sgerichten in Bayern zu beschleuni­gen. Es sei möglich, dass man Ende 2019 die Unterbring­ungskapazi­täten verringern könne. Darüber werde im Herbst kommenden Jahres entschiede­n.

Kritik am Asylplan der Staatsregi­erung kam von der Grünen-bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth. Sie wirft Söder vor, mit seiner Asylpoliti­k die AFD stärker zu machen. „Die CSU macht das Einzige, was sie kann: den noch Rechteren mit hetzerisch­er Symbolpoli­tik hinterherl­aufen“, sagte die Augsburger­in unserer Zeitung. „Statt die dezentrale Unterbring­ung auszubauen, sollen Menschen, die vor Krieg und Gewalt geflohen sind, über Jahre hinweg auf engstem Raum in Lagern kaserniert und jeder Integratio­nschance beraubt werden.“Söders Politik bezeichnet­e sie als „Entmenschl­ichung“. Der Generalsek­retär der Bayern-spd, Uli Grötsch, nannte es einen „Unfug“, Polizisten auf Flugbeglei­ter umzuschule­n. Bayern brauche sie „vor Ort, auf den Straßen und bei den Menschen“. »Kommentar

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Joachim Herrmann

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